Im November 1992 führte mich der Leiter des Sozialamtes in meine Tätigkeit als Behindertenbeauftragte im Bezirksamt Mitte mit dem Hinweis ein, dass der Arbeitsplatz ein Ergebnis der Forderung der Mitglieder des Behindertenbeirates wäre, mit denen ich mich möglichst gut stellen sollte. Er schloss ein Büro im Berolina-Haus auf, dessen Ausstattung aus Schreibtisch, Stuhl, Schreibmaschine „Erika“ (Breitwagen) sowie Telefon bestand. Und er wünschte mir viel Glück und alles Gute. Allein im Büro, zugegeben ratlos und beunruhigt, öffnete ich die Schreibtisch-Schubladen und fand ein Telefonbuch. Ich blätterte darin unter „B“ wie Behinderung und fand den Berliner Behindertenverband e.V. . Ich rief an, stellte mich vor, schilderte unbefangen meinen Start und bat um Rat. Umgehend fand in den Räumen am Märkischen Ufer ein Treffen statt. Ich begegnete dort Kai Kriegel und Christian Schröder, die mich neugierig und unverhohlen skeptisch musterten, aber sogleich begannen, mich über Ziele, Ansprüche, Bedarfe und Schwerpunkte zu informieren und klare Forderungen im Sinne von Selbstbestimmung und Würde formulierten. Ich fragte und merkte sofort, dass ich fragen durfte, dass meine Neugier und mein Interesse ernst genommen wurden. Eine Zusammenarbeit schien möglich. Wenn Prägung auch bei beruflichem Neueinstieg möglich ist, dann gehört bei mir diese Begegnung unbedingt dazu. Ich erhielt einige Exemplare der Zeitung Berlin konkret (die ich immer noch aufbewahre) mit auf den Weg, sollte mich informieren und ein Bild von den aktuellen Gegebenheiten bekommen (Anmerk. der Redaktion: Berlin konkret ist der Vorgänger der BBZ). Und ich las die Zeitung, die ich seither jeden Monat erhalte, aufmerksam und mit Interesse.
Zweimal gab es Artikelreihen über die Arbeit der Behindertenbeauftragten, zweimal auch über mich (05/1993, 07-08/2007). Ich nutzte die Zeitung um Informationen zu bekommen und zu übermitteln und hatte 2009 die Gelegenheit, ausführlich über meine Erlebnisse beim social inclusion service in England zu berichten. Es gab Zeiten, da fand ich die Zeitung „zu trocken“, auch langweilig, die Artikel zu lang und oftmals (sicher zu recht) ausschließlich politisierend, die Bilder nicht aussagekräftig. Aber immer wurden die brennendsten Probleme aufgegriffen, immer wieder waren und sind die Themen Sonderfahrdienst, Mobilitätshilfedienste, Öffentlicher Personennahverkehr, Reisen, Barrierefreiheit und Teilhabe präsent. Und immer wieder begegnet man in der Zeitung interessanten Personen. Die einen, die seit 25 Jahren für Inhalte, Diskussionen und oft auch Wirbel sorgen und anderen, die unkonventionelle, spontane und durchaus medienwirksame Aktionen inszenieren, allesamt Symbole der Behindertenszene Berlins. Wie geht es weiter? Neue Namen, neues Layout, neue Farben, neue Wege und aktuelle Angebote? Die Themen haben mitunter andere Schwerpunkte und andere Dimensionen, werden anders benannt, manche Fragen müssen immer wieder gestellt werden, manche Probleme sind seit 25 Jahren immer noch gut dabei. Der Berliner Behindertenzeitung Glückwunsch zum 25. Jahrestag! Allen Beteiligten Dank und unbedingt weiter machen!