Am 10.Mai 2015 war es so weit. Die Theatergruppe der Zukunftssicherung bei EMA (Ernst-Moritz-Arndt Gemeinde Teltow-Zehlendorf) reiste gemeinsam mit dem Ensemble der Spastikerhilfe Berlin e.V. piloti storti nach Tschechien. Im kleinen Städtchen Neveklov mitten einer wunderschönen Hügellandschaft südlich von Prag feierten beide Gruppen Premieren ihrer Theaterproduktionen. Die Stücke sind im Rahmen des EU-Projektes entstanden. Das Hauptziel dieser deutsch-tschechisch-slowakischen Zusammenarbeit ist es, Empowerment von Menschen mit Behinderungen durch Theaterarbeit zu fördern. Im März 2015 gastierten die Theatergruppen aus Tschechien und der Slowakei mit den Produktionen „Träume..!“ und „JA NO“ in Berlin.
Der Gastgeber des 4.Meetings vom 10.-13. Mai 2015 war der tschechische Partner CSS Tloskov – ein staatlicher Träger der Behindertenhilfe. Seine Einrichtung bietet ein differenziertes Angebot für Menschen mit Behinderungen an, zwischen ambulanter Pflege und Frühförderung, betreutem Wohnen, bis hin zur temporären und dauerhaften stationären Unterbringung in einer märchenhaften Umgebung eines ehemaligen Schlossgeländes.
Die Premieren fanden in der gut besuchten Aula der örtlichen Schule statt. Beide Regisseure Ulrich Hansmeier (Zukunftssicherung Berlin e.V.) und Christine Vogt (piloti storti) präsentierten ihre Stücke zweisprachig. Das tschechische Publikum konnte dadurch dem verbalen Ausdruck auf der Bühne folgen.
Ulrich Hansmeier zeigte eine musikalische Erzählung „Jacob und Esau“ als einen zwischenmenschlichen Urstreit, der durch Toleranz und Respekt für einander in Versöhnung mündet. Wunderschöne Klänge der Instrumente, gespielt von den Schauspielern, puristische Ästhetik des Bühnenbilds, das Verweben beider Sprachen, Schattenspiel und Bilderprojektion ließen das Stück wie ein Gedicht wirken.
Die Fortsetzung der Produktion „My Home is my Castle/ Teil II“ der Spastikerhilfe Berlin e.V. gab jedem Schauspieler Bühne frei, eigene Träume mit dem Publikum zu teilen. Piloti storti performten ein Stück der eigenen Welt und ließen die Zuschauer über die Diskrepanz zwischen ihrer Realität und ihrer Träume nachdecken. Auf dieser Weise formten alle Protagonisten, ob mit oder ohne Behinderung, das Theaterstück gleichermaßen mit. Durch das interaktive Losverfahren bestimmten die Zuschauer die Reihenfolge der einzelnen Szenen. Es entstand ein tolles Gefühl des Miteinander zwischen dem Ensemble und dem Publikum, jenseits jeglicher Sprachbarrieren und kultureller Unterschiede. Die Grenze zwischen Behinderung und Nichtbehinderung löste sich im Laufe der Performance auf. Die Dynamik und das Temperament der Crew riss das Publikum mit.
Die Möglichkeit für beide Theatergruppen im Ausland aufzutreten war ein großartiges Erlebnis. Die Gastfreundschaft der tschechischen Kollegen sorgte dafür, dass sich alle Teilnehmer sehr wohl fühlten. Neben den Auftritten nahmen die Schauspieler an kreativen Workshops teil und besichtigten das naheliegende Schloss Konopiste. Am Abend des Abschieds kamen die deutschen und die tschechische Theatergruppe am Lagerfeuer zusammen, die Band „Kabrňáci“ spielte und sang tschechische Lieder, es gab Würste und Bier, Tanz und viel gute Laune beisammen.