Ahoi! – Auch Rollis stechen in See!

von: Von Bärbel Reichelt

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Die Reederei Riedel stellte am 27. April 2013 zwei neue Schiffe in Dienst. Bärbel Reichelt (Bild) machte den Test.

Als Vorstandsmitglied des BBV e.V. erhielt ich von der Reederei Riedel eine Einladung zur Doppelschiffstaufe am Anleger Hansabrücke und nahm diese erwartungsvoll an.

Bisher war es Menschen, die einen E-Rollstuhl nutzen nur möglich, auf 3 Schiffen  der Stern- und Kreis-Schifffahrt über die Berliner Gewässer zu fahren. Nämlich auf der Havelqueen, der Moby Dick und auf der Sanssouci. Die Schiffe anderer Unternehmen können entweder gar nicht, oder nur von Gehbehinderten oder Personen in leichten Falt-Rollis genutzt werden. Sollte sich an dieser so engen Auswahl an Ausflugsfahrten auf dem Wasser für uns nun endlich etwas ändern?
Erst einmal wurde ich vom Sonderfahrdienst bei Regen und Kälte oben auf der Hansabrücke abgesetzt und hatte keine Ahnung, wie ich den unten am Uferweg sichtbaren Anlegesteg erreichen sollte. An der Treppe bat ich Gäste, die den bereits aufgestellten Sektgläsern entgegenstrebten, nach dem barrierefreien Weg zum Anleger zu fragen. Ein netter Herr von der Reederei Riedel kam zu mir herauf und stellte fest, dass man mich samt Fahrzeug leider nicht runter tragen kann! Na, das kann ja heiter werden, dachte ich mir.
Er wies mir aber einen längeren Spazierweg, der abwärts zum Ziel führte und ich erreichte die zu taufenden Schiffe kurz bevor Frau Cornelia Yzer, Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung, die Sektflaschen am Bug zerschellen lies. Die Taufe war vollzogen. Nun heißen die beiden aus Holland nach Berlin eingekauften Schiffe „Köpenick“ und „Rummelsburg“.

Inspektion der Schiffe

Bei allen Festansprachen wurde auch die Barrierefreiheit beider Schiffe stolz erwähnt. Sie wurden 1993 und 1998 in den Niederlanden gebaut und bieten jeweils Platz für bis zu 160 Personen im frei bestuhlbaren Salon und bis zu 250 Außenplätze. Auch Menschen im Rollstuhl haben die Wahl zwischen drinnen und draußen, denn es führt eine Rampe vom Vorschiff in den Innenraum. Bei diesem nasskalten Wetter bevorzugte ich den Salon und labte mich am köstlichen Buffet des Festtages.
Auch an der WC-Anlage für Menschen mit Behinderungen hatte nicht mal ich viel zu meckern. Mit meinem Elektro-Rollstuhl konnte ich sowohl die Toilette seitlich als auch das Waschbecken von vorne anrollen. Beide Haltegriffe sind klappbar, nur der Spiegel hängt etwas zu hoch. Die Tür geht nach außen auf, allerdings muss um sie herum gerollt werden.

Auf diesen beiden Schiffen ist die Inklusion weitgehend perfekt. Es ist (fast) egal, ob man läuft oder rollt. Barrierefreiheit ist machbar, sie wurde aus Holland importiert.
Auch Accamino Reisen wird diese beiden Schiffe in das Angebot „Berlin barrierefrei erleben“ (www.berlin4all.com) aufnehmen. Ich danke Herrn Karsch für die hier gezeigten Fotos.

Es war meine 1. Schifffahrt in diesem Jahr, aber es wird nicht meine letzte sein. Denn jetzt steht es mir frei, das nun erweiterte Angebot zu nutzen.

Informationen

* Barrierefreie Anfahrt Hansa-Brücke auch für SFD: Holsteiner Ufer
* Steg auf die Rummelsburg sehr schmal, keine 70 cm
* Rampe vom Vordeck in den Salon: ca. 10 m lang bei ca. 10% Gefälle
* WC-Höhe: 48 cm, rechts anrollbar
* Waschbecken unterfahrbar
* Tische im Salon gut unterfahrbar, ca. 65 cm hoch
* Keine Vorkehrungen für andere Behinderungsarten