Menschen mit Behinderung werden auch in Zeiten sinkender Arbeitslosenzahlen und Fachkräftemangels bei der Arbeitssuche und im Beruf vielfach benachteiligt – obwohl das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) dies ausdrücklich untersagt. „Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen alles dafür tun, dass Handicaps nicht zu Hürden auf dem Arbeitsmarkt werden“, sagt die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS), Christine Lüders.
Der größte Teil aller Briefe und Anrufe erreicht die Berater der Antidiskriminierungsstelle des Bundes von Menschen, die sich wegen ihrer Behinderung benachteiligt fühlen. Mehr als ein Viertel (27,35 Prozent) aller Beratungswünsche bezieht sich auf das Diskriminierungsmerkmal „Behinderung“.
So etwa im Fall eines Minijobbers mit Schwerbehinderung, dem eine Festanstellung mit Blick auf krankheitsbedingte Fehlzeiten verweigert wurde. Oder im Fall eines Bürgers, den sein Arbeitgeber nach dem Bekanntwerden seiner Behinderung zum vorzeitigen Gang in den Ruhestand drängen wollte. Besonders häufig geht es zudem darum, dass Menschen mit Behinderung Karrierechancen verweigert werden, dass ihnen der Arbeitgeber Aufgaben zuteilt, die die Betroffenen über- oder unterfordern, oder dass man sie bei der Leistungsbeurteilung benachteiligt.
„Es gibt in Deutschland viele erfreuliche Beispiele von Unternehmen, die Inklusion ernst nehmen und ihre Umsetzung mit voller Kraft angehen. Leider ist aber auch noch immer die irrige Auffassung verbreitet, Arbeitnehmer mit Behinderung seien nicht in der Lage, im Beruf die volle Leistung zu erbringen oder sie könnten zur Belastung für den Betrieb werden. Eine Gesellschaft, die Fairness für alle will, muss hier dringend gegensteuern“, so Christine Lüders.
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist mit Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) im August 2006 gegründet worden. Ziel des Gesetzes ist es, Diskriminierung aus rassistischen Gründen oder wegen ethnischer Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.