Eine Ausstellung im Kleisthaus zeigt Arbeiten der Fotografin Gundula Krause, die ältere Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung porträtiert hat. Begleitet werden diese von Gemälden und Zeichnungen fünf Berliner Künstlerinnen und Künstler, die Teil der Fotoserie sind.
Während der vergangenen Jahrzehnte hat es nur wenige Seniorinnen und Senioren mit kognitiven Beeinträchtigungen in Deutschland gegeben. Im Zweiten Weltkrieg fielen mehr als 70.000 geistig und psychisch erkrankte Menschen dem „Euthanasie“-Programm der Nationalsozialisten zum Opfer. Aufgrund ihrer Behinderung wurden sie ermordet, weil die damalige Rassenideologie sie als „lebensunwert“ klassifizierte. 70 Jahre später erlebt nun die erste durchgehende Generation von Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung ihren Ruhestand.
Um dieser Generation ein Gesicht zu geben, hat die Fotografin Gundula Krause, 1967 in Leipzig geboren, Frauen und Männer im Alter von 50 bis 80 Jahren porträtiert. Menschen, die Teil unserer Gesellschaft sind., von denen die Mehrheit jedoch kaum Notiz nimmt. Sie und 62.000 weitere Seniorinnen und Senioren mit einer kognitiven Beeinträchtigung befinden sich in einem Lebensabschnitt, der alle Menschen – ob mit oder ohne Behinderung – vor neue Herausforderungen stellt. Menschen mit Behinderung fordert dies an vielen Stellen aber noch ein wenig mehr: Denn ein selbstbestimmtes Leben in Würde und Teilhabe ist für einen Großteil häufig noch immer nicht selbstverständlich.
Ein Auszug aus der Bildreihe Gundula Krauses ist vom 22. Mai bis 3. Juli 2015 im Kleisthaus, dem Dienstsitz der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, zu sehen. Ergänzt wird die Ausstellung durch Gemälde und Zeichnungen von fünf Künstlerinnen und Künstlern, die an der Fotoserie mitgewirkt haben: Rosel Fischer, Michael Klein, Dagmar Hoeber, Gabriele Sommer und Bärbel Pfitzner. Die Arbeiten zeugen vom Ideenreichtum und kreativen Potential jener Porträtierten, die sich eine besondere Ursprünglichkeit des Bildschaffens bewahrt haben. Leuchtende Farben und abstrahierte Formen kennzeichnen die Werke, die voller Kraft und Eigendynamik stecken. Vorrangig Porträts und Landschaftsbilder zeigen eine persönliche Sicht auf die Dinge, die Interessen und die Phantasie ihrer Schöpferinnen und Schöpfer, die Teil der Künstlergruppen Parchimer Allee und Koppelweg der Berliner Lebenshilfe sind.
Gundula Krause – Gel(i)ebtes Leben. Ausstellungsdauer: Bis 3. Juli.2015, Mo-Fr: 10-18 Uhr. Adresse: Kleisthaus, Mauerstraße 53, 10117 Berlin. Der Eintritt ist frei.