Karibische Inseln sind auf rollifahrende Touristen nur sehr bedingt eingestellt. Doch Barbados macht Fortschritte.
Puderweiße Sandstrände, Steelband-Musik und lachende Einwohner – fast schon klischeehaft präsentiert sich uns Barbados. Statt als Abenteuerurlaub entpuppt sich die Reise in die Karibik erfreulicherweise als erholsamer Badeaufenthalt. Das mag zuallererst am von uns ausgewählten Strandhotel, dem Amaryllis Beach Resort, liegen. Es verfügt über behindertengerechte Zimmer, die der amerikanischen DIN-Norm (ADA) entsprechen. Das Badezimmer hat eine befahrbare Dusche, das Waschbecken ist unterfahrbar und die Betthöhe ist gut zu meistern. Selbst der Übergang vom Zimmer auf den großzügigen Balkon ist schwellenlos ausgebildet. Auch sonst sind die Einrichtungen, wie Rezeption, Restaurant oder Strand samt Strandbar stufenlos zu erreichen. Einzig am Strand fehlen Matten, die das Erreichen des Wassers oder der Liegen erleichtern würden. Das stört uns jedoch weiter nicht, da wir mit einem eigenen Hippocampe- Strandrollstuhl angereist sind.
Wer nicht mit einem eigenen Strandmobil anreist, muss dennoch auf das Baden im warmen karibischen Nass nicht verzichten. Gleich drei Hotels bieten ihren Gästen an, Strandrollstühle kostenlos auszuleihen (siehe Infokasten). Doch es gibt auch negative Seiten, die man bei seiner Urlaubsplanung berücksichtigen sollte. Wer die Gegend erkunden will, der stößt auf die ersten Probleme. Mietwagen mit Handgas haben wir keine gefunden. Dafür aber Jenny Gibson, die man wärmstens empfehlen kann. Sie verfügt über einen Van, der mit einer Hebebühne ausgestattet ist. Mit diesem holt sie nicht nur Urlauber vom Flughafen ab und bringt sie zum Hotel, sondern bietet auch maßgeschneiderte Touren über die ganze Insel an (siehe Infos).
Wer selbständig die Gegend im Rollstuhl um sein Hotel herum erkunden will, muss zu Hauptverkehrszeiten und des Nachts äußerste Vorsicht walten lassen. Gehwege sind nur sehr selten anzutreffen und gibt es welche, sind sie meist in einem schlechten Zustand. Brauchbar abgeflachte Bordsteinkanten gab es auch nur ausnahmsweise. Allerdings gibt es eine Ausnahme: Der Board Walk an der Südküste. Hierbei handelt es sich um einen etwa 1,5 km langen, schwellenlosen Strandweg, der auch via Rampen zugänglich ist. Der Board Walk erstreckt sich von Camelot bis hin zur Accra Beach.
Sehr gut gefallen hat uns, dass einige der schönsten Strandrestaurants der Insel stufenlos befahrbar waren. So zum Beispiel das Mullins Beach Restaurant an der gleichnamigen Beach. Es zählte lange Zeit als Insidertip. Heute zieht es jedoch zahlreiche Besucher von der ganzen Insel an, so dass es schon längst nicht mehr als Geheimtip gehandelt werden kann. Dennoch, das Strandrestaurant ist eine Klasse für sich und wenn man einen Logenplatz an der Brüstung bekommt, kann man das Strandtreiben bei einem leckeren „Fruitpunch“ genießen. Empfehlenswert fanden wir auch die Gegend rund um St. Lawrence Gap, einer beliebten Ausgeh- und Amüsiermeile. Hier findet man nicht nur die Rostrevor Apartment Anlage mit rollifreundlichen Apartments, sondern auch eine Reihe von Restaurants, die stufenlos oder zumindest über eine Rampe erreichbar sind. Die schönste Lage hat jedoch das Restaurant „Pisces“. Stufenlos kann man das Restaurant berollen (an der Rezeption nach dem stufenlosen Eingang fragen) und ein leckeres Abendessen einnehmen, während man den Sonnenuntergang bestaunen und das Treiben am kleinen Stadt-Strand von St. Lawrence Gap verfolgen kann.
Herzliche Bajans
Die nachhaltigsten Eindrücke hinterlassen jedoch die Bajans, wie sich die Einwohner von Barbados nennen. Überall auf der Insel haben wir uns sicher und willkommen gefühlt. Die Bajans waren wirklich immer hilfsbreit und von ungezwungener Freundlichkeit. Selten wurden wir so oft gefragt, ob alles okay sei oder ob wir unseren Urlaub auf Barbados genießen. Gerade am Strand ist die Stimmung herzlich und unverkrampft. Strandverkäufer, die ihre lokale Waren anbieten sind alles andere als aufdringlich. Wer kein Interesse an ihren Waren hat, wird in Ruhe gelassen. Das an den beliebtesten Touristenstränden auch alles reibungslos verläuft, dafür sorgt zudem die Strandpolizei. Um unseren Lieblingsstrand kümmerte sich eine reizende ältere Polizistin. Der tägliche Schwatz mit ihr wurde fast schon zum Ritual. Eine Erfahrung, die wir öfter gemacht haben, denn für einen kleinen Plausch hat man auf Barbados immer Zeit. Nach unseren Betrachtungen rangiert das gleich auf Rang zwei der beliebtesten Tätigkeiten der Bajans. Auf dem ersten Platz – mit und zwar weitem Abstand – liegt jedoch das herzhafte Lachen der Bajans, das auf uns einfach nur ansteckend wirkte.
Anreise
Der deutsche Ferienflieger Condor hat in der kommenden Wintersaison 2012/13 Barbados zweimal wöchentlich im Programm. Die Flugpreise starten bei rund 299 Euro pro Strecke. Zudem wird eine Premium Economy Class (mit mehr Beinfreiheit) angeboten. Der Aufschlag hierfür startet bei 100 Euro/Strecke. Alternativ geht es auch mit British Airways oder Virgin Atlantic Airways nach Barbados.
Transport auf der Insel
Jenny Gibson verfügt über einen Van mit Hebebühne. Sie bietet Flughafentransfers und Inseltouren auf englisch an. Infos: jennygibson5@msn.com.
Fremdenverkehrsamt
Barbados Tourism Authority, c/o AVIAREPS Tourism GmbH, Josephspitalstraße 15, 80331 München, Tel.: 089 – 55 25 33 834, Email: barbados@aviareps.com.
Unterkunft
Alle hier vorgestellten Hotels bieten einen Mindeststandard für Rollifahrer an und verfügen im Badezimmer über befahrbare Duschen.
*Amaryllis Beach Resort (3-Sterne Hotel)
Eines der besten Hotels für Rollifahrer, da es über zehn behindertengerechte Zimmer verfügt. Preise: Ab 56 Euro p.P./Tag, Zuschlag für Vollpension beträgt 60 Euro (buchbar bei FTI Touristik).
*Rostrevor Apartment Anlage (3-Sterne Anlage)
Liegt direkt am St. Lawrence Cap, eine beliebte Ausgehmeile der Insel. Apartments (inkl. Kitchenette) sind ab 151 US$ (ca. 120 Euro) pro Nacht buchbar (zzgl. 8.75% Steuern). Infos und Buchung unter www.rostrevorbarbados.com.
*Accra Beach Hotel & Spa (4-Sterne Hotel)
Hotel mit über 220 Zimmern und diversen Restaurants. Ab 107 Euro/Tag p.P. inkl. All Inclusive-Verpflegung buchbar (buchbar bei TUI).
Strandrollstühle
Virgin Holidays (Tochtergesellschaft von der Fluggesellschaft Virgin Atlantic Airways) bietet in den Almond Resorts (Almond Beach Club, nur für Erwachsene; Almond Beach Village und Almond Casuarina) kostenlos Strandrollstühle an. Alle drei Hotels haben zwar nach eigenen Aussagen behindertengerechte Zimmer, allerdings verfügen die Bäder nur über eine Badewanne, eine befahrbare Dusche fehlt).
Sehenswürdigkeiten
Einige Sehenswürdigkeiten, wie der Ocean Park, sind rollstuhlgerecht. Die meisten weniger, wie das Sunburry Plantation House. Hier gibt es aber immerhin eine Rampe zum Erdgeschoss.