Ostseekreuzfahrt auf der AIDAbella

Ein schöner barrierefreier Kurzurlaub auf dem Meer.

von: Christian Grothaus

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Dame mit Kussmund. Für alle Fotos: „Foto: AIDA Cruises“

Im Juli war es für mich soweit. Am 14.07.2014 ging es für mich das erste Mal auf hohe See. Mit meiner Familie genoss ich – selbst Rollstuhlfahrer –  5 Tage lang einen kleinen Kurzurlaub auf der AIDAbella. Ein paar freie Tage, die zwar nicht lange andauerten, jedoch sehr erholsam waren. Gerade für Menschen mit Behinderung auch sehr zu empfehlen.

An einem Montagmorgen ging es für mich auf große Fahrt. Mit Koffer, Rollstuhl und anderen Familienmitgliedern ging es mit dem Auto zunächst zum Ablegehafen in Warnemünde. Bei der Ankunft hatten die Passagiere mit einem behinderten Angehörigen die Möglichkeit, durch einen separaten Eingang an Bord zu kommen. Nicht schon hier bemerkte ich die gute Organisation. Vor Beginn meiner Reise wurde mir mit ausführlich beigelegter Anleitung ein Fragebogen zugeschickt, in dem ich Angaben zu meiner Behinderung machen sollte. Auf dieser Grundlage konnten die Verantwortlichen der AIDA alle entsprechenden Vorkehrungen treffen, um die nötigen Hilfsleistungen nach Art der Behinderung zu gewährleisten.

4Gut organisiert und barrierefrei  

Als ich dann an Bord war, kundschaftete ich zunächst die Umgebung aus. Mein Zimmer lag wie alle barrierefreien Kabinen auf dem 4. Obergeschoss. Auf den ersten Blick, gab es sowohl im Bad als auch im Schlafzimmer nichts zu beanstanden. Auch bei meiner weiteren Erkundungstour konnte ich zu meiner Freude feststellen, dass alles auf diesem Schiff, wenn auch mit Umwegen, mit Rollstuhl erreichbar war. Einzig der kleine Pool im 12. Obergeschoss auf dem Sonnendeck war nicht zugänglich. Auch ein paar Geräte im Fitnessstudio konnten – aus Sicht eines Rollstuhlfahrers – nur mit Hilfe eines Mitarbeiters benutzt werden, da diese auf einem extra Podest standen. Bei Fragen stand das Personal immer zur Verfügung. Außerdem war es geschult, im Notfall auch Menschen mit Behinderungen zu evakuieren, was ich gleich am ersten Tag bei der Testevakuierung rausfinden durfte. Außer des Sportstudios gab es allerhand Freizeitangebote, wie ein Wellnessbereich, ein 4D Kino oder eine Diskothek. Neben diesen ebenfalls barrierefreien Angeboten, konnte man Shuffleboard spielen, Tanzkurse belegen, Einkaufen gehen oder sich einfach nur in die Sonne legen und bräunen lassen.

Auf AIDAbella wird Deutschland WM-Sieg beim groessten Publicviewing auf dem Meer gefeiert.Lasst die Party steigen

Außerdem gab es jeden Abend eine von der Crew organisierte Poolparty auf dem Sonnendeck. Dieses Angebot wurde – wie man sich vorstellen kann – vor allem nach dem WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien genutzt. Die Passagiere hatten dabei zuvor die Möglichkeit, das WM-Spiel live mitzuerleben. Hierfür wurde das auf dem Schiff befindliche, mehrstöckige Theater so umgerüstet, dass auf der bereitgestellten Leinwand alle Spielszenen genauestens verfolgt werden konnten. Die Stimmung dabei war atemberaubend. Es herrschte so eine Euphorie, dass das sonst so ruhig auf dem Wasser liegende Schiff zu schwanken begann.

Dieses Erlebnis möchte ich nicht missen.

Was in meinen Augen als ein wenig „verbesserungswürdig“ bezeichnet werden kann, war der „massenhafte Ansturm“ auf das tägliche Buffet. Das Angebot an Essen war zum einen sehr überschaubar. So musste der, der sich auf ein Steak freute, in das etwas teurere Steakrestaurant gehen. Zum anderen waren die jeweils angebotenen Buffets hemmungslos überlaufen. Nicht, dass man kein Essen mehr bekam, vielmehr liefen die Passagiere kreuz und quer. Man musste sich also genau überlegen, wann man zum Essen geht, um überhaupt einen Platz zu bekommen und das, obwohl es mehr als ein Buffet, in mehr als einem Restaurant gab. Dieses Defizit der „Platznot“ wurde zumindest für behinderte Menschen zum Teil dadurch ausgeglichen, dass ein paar Tische für eine halbe Stunde nach Beginn des Büffets für sie reserviert waren.

1In der Kürze, liegt nicht immer die Würze

Zwei weitere kleine Mankos, sind auf die Kürze der Reise zurückzuführen. Wir hatten – meiner Meinung nach – zu wenig Zeit, um die Zielorte (Oslo und Kopenhagen) näher kennen zu lernen. Mein erster Eindruck beider Städte war aber dennoch ein sehr schöner. Besonders der Anlegehafen in Oslo, eine altertümliche Burg, bleibt bei mir dabei unvergessen.
Am vierten Tag unserer Reise, kam außerdem trotz aller Angebote ein wenig Langeweile auf, da ich in eine Art Routine verfiel.
Alles zusammengenommen war es, bis auf die erwähnten Kleinigkeiten, aber ein gelungener Kurztripp, den ich jedem Menschen unabhängig davon, ob er behindert ist oder nicht, empfehlen kann. Es war annähernd alles gut organisiert, man hat Menschen kennengelernt und die Ausblicke vom Schiff aus genossen. Gerade bei dem Wetter – fast ausnahmslos Sonne – ist es für mich wunderschön gewesen, so dass ich in Erwägung ziehe, in naher Zukunft auch die AIDA Karibikreise mitzumachen.