Unsere Serie – Bezirksbürgermeister im Portrait: Frau Hermann wurde 1964 in Berlin geboren und studierte Politische Wissenschaften an der FU Berlin. Von 1981-1991 Teamerin für Jugendreisen und von 1990-2006 Mitarbeiterin im Bezirksamt Kreuzberg bzw. Friedrichshain-Kreuzberg in unterschiedlichsten Bereichen wie Frauenbeauftragte, Pressestelle und Sonderaufgaben. Von 2006-2011 Bezirksstadträtin der Abt. Jugend, Familie und Schule und von 2011-2013 Bezirksstadträtin der Abt. Familie, Gesundheit, Kultur und Bildung. Seit dem 01.08.2013 ist sie Bezirksbürgermeisterin.
Was wurde seit der letzten Wahl im Bezirk an behindertenpolitischen Maßnahmen umgesetzt?
Generell ist anzumerken, dass durch die UN-BRK das Interesse und die Sensibilität an behinderungsrelevanten Themen in allen Abteilungen des Bezirksamtes und den politischen Gremien des Bezirkes gestiegen ist. Die Bibliotheken konnte in Kooperation mit der Lebenshilfe ein Buchbestand in leichter Sprache ins Leben gerufen werden. Bibliotheksflyer wurden in leichter Sprache veröffentlicht. Im Bezirk haben sich Initiativen gebildet, die die Rechte von Menschen mit Behinderungen unterstützen. Diese werden vom Bezirksamt unterstützt.
Gibt es in Ihrem Bezirk einen Aktionsplan, der Inklusion voranbringen soll oder vergleichbares?
Nach den Aktionsplänen für 2014 und 2015 gibt es in diesem Jahr bereits den dritten Aktionsplan „Spandau inklusiv“. Die Aktionspläne enthalten konkrete Maßnahmen zum Abbau von Barrieren in der Spandauer Verwaltung. Diese Maßnahmen werden halbjährlich überprüft und ggf. angepasst. Die Aktionspläne enthalten jedes Jahr durchschnittlich ca. 70 Maßnahmen. Diesmal sind es mit 94 Maßnahmen so viele wie nie zuvor. Die Aktionspläne helfen uns dabei, nicht nur zu reden, sondern Inklusion auch umzusetzen.
Was sind die wichtigsten behindertenpolitische Vorhaben für Sie in der neuen Legislaturperiode?
Neben baulichen Verbesserungen geht es darum, mehr Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigung zu schaffen. Türen zu verbreitern und Fahrstühle einzubauen allein genügt nicht. Wir müssen auch an die Barrieren in den Köpfen denken. Ich wünsche mir gegenseitige Begegnungs- und Lernorte, die Vorurteile abbauen und gegenseitige Akzeptanz herstellen können. Neben gezielten Veranstaltungen denke ich dabei insbesondere an die allgemeinbildenden Schulen.
Wo wurden im Bezirk in den letzten Jahren Barrieren beseitigt?
Viele Barrieren wurden u. a. beim Umbau der Volkshochschule und des Stadtbades Süd beseitigt. In einem gesonderten Teilprojekt konnten zehn Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt geschaffen werden. Weitere Maßnahmen: Bezirksbroschüren im DAISY-Format, zusätzliche Sitzgelegenheiten in öffentlichen Grünanlagen, bessere Ausleuchtung von Straßen und Plätzen, barrierefreie Mülltonnen, Spielanlagen mit inklusiv nutzbaren Spielgeräten und vieles mehr.
Gibt es in ihren Bezirksämtern außer einem barrierefreien Zugang und einem behindertengerechten WC auch Serviceangebote für Hörbehinderte?
Das Bürgeramt verfügt über eine induktive Höranlage sowie über Bildschirme, auf denen die Wartenummern visuell ausgegeben werden. Das Bezirksamt hat abteilungsübergreifend beschlossen, eine Gebärdendolmetscherin mit einer vollen Stelle zu beschäftigen. Darüber hinaus ist ein Grundlagenkurs Gebärdensprache für Mitarbeitende mit Kundenkontakt geplant. Bei Veranstaltungen wie dem Inklusiven Neujahrsempfang sind neben einer Gebärdensprachdolmetscherin auch zwei Schriftdolmetscherinnen im Einsatz.
Durch welche Parteienkonstellation wurden Sie zum Bezirksbürgermeister gewählt und wie war das Abstimmungsergebnis im Detail?
Spandau hat eine rot-grüne Zählgemeinschaft. SPD und GAL haben zusammen 27 von 54 Sitzen. Ein Sitz in der BVV blieb unbesetzt, weil die Liste der Piraten nur drei Kandidaten enthielt, sie aber vier Sitze errangen. Am 02. November 2011 erhielt ich im dritten Wahlgang die notwendige Mehrheit der Stimmen und wurde zur Bürgermeisterin gewählt.
INFOBOX: Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Einwohnerzahl: 263 526
Wahlergebnis 2011:
Wahlbeteiligung 2011: 57,8%
SPD: 20,8%
CDU: 7,9%
Grüne: 35,5%
Die Linke: 12,5%
Piraten: 14,3%
FDP: 0,9%
Gefördert durch: