Der Berlin Flaneur: Die „Nachdichtung“ am Gendarmenmarkt – Das Konzerthaus

von: Sven Przibilla

Das Konzerthaus am Gendarmenmarkt in Berlin. © Foto: David von Becker

Im jedem Jahr findet parallel zur Berlinale die Spendengala „Cinema for Peace“ statt. Veranstaltungsort ist das Konzerthaus am Gendarmenmarkt.
Dorthin möchte ich sie heute zu einem Konzert einladen. Das Gebäude beherrscht den Platz, flankiert vom Deutschen und Französischen Dom. Wir gehen links an der großen Treppe vorbei zum Eingang.

Im Foyer mit den Garderoben ist man das erste Mal gefangen von der Pracht der Beleuchtung und den verbauten Materialien. Wir geben unseren Mantel ab und gehen eine Etage höher. Dort befindet sich der „Große Konzertsaal“.

Auch hier ist die elegante Pracht des Hauses zusehen. An den Wänden hängen Reliefs und die Säulen und ein Teil der Wände ist mit Marmor verkleidet. Neben dem Konzertsaal gehen liegt der Ludwig van Beethoven Saal. Ein lang gestreckter Saal mit weißen schlanken Marmorsäulen, vergoldeten Stuck an der Decke und als Blickfang zwei große Kristalllüster die von der Decke hängen.

Es klingelt, wir müssen unsere Plätze einnehmen.

Neben mir tritt eine ältere Dame in den Großen Konzertsaal. Sie bleibt plötzlich stehen. Blick nach oben an die Decke, zum Orchesterpodium und sagt überwältigt: „Wahnsinn.“ Dann geht sie langsam weiter.

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Selbst mir, der schon einige Konzert in diesem Saal erlebt hat, geht es ähnlich, wenn ich in den Konzertsaal trete.

Das Licht wird gedimmt. Inzwischen hat das Orchester Platz genommen und wir warten auf den Dirigenten. Als er kommt braust tosender Beifall auf. Auf dem Programm stehen Stücke von Otto Nicolai, Johann Strauß und Leo Fall. Während die Musik beginnt, tauche ich innerlich weg.

Ich gebe es zu, ich bin nicht der Konzertbesucher, der ständig starr auf die Bühne schaut. Ich blicke mich gerne um. Nach rechts, nach links und nach oben. So erlebe ich die Musik besser.

Meine Gedanken wandern in der Geschichte des Hauses zurück. Begonnen hatte alles 1776 mit einem Komödienhaus, welches 1817 völlig ausbrannte und danach wurde Karl Friedrich Schinkel mit dem Neubau beauftragte. Es wurde nun das Königliches Schauspielhaus, dann das Preußisches Staatstheater und 1943 wurde das Theater, wie der gesamte Gendarmenmarkt durch Bomben schwer beschädigt und zerstört.

Der weitestgehend originalgetreue Wiederaufbau erfolgte zwischen 1979 und 1984.

Zum Glück entschied man sich dafür, das auch die Innenausstattung dem klassizistischen Stil nach empfunden wurde. Die damaligen Ausführenden nannten die Ausstattung der Räume „eine Nachdichtung Schinkelischer Innenausstattung“.

Während gerade die Ouvertüre von Otto Nicolai „Die lustigen Weiber von Windsor“ meine Ohren umschmeichelt, schaue ich an die Decke des Großen Konzertsaals. Dort kam man die „Nachdichtung der Innenausstattung“ im Glanz riesiger Lüster bewundern. Auf quadratischen Bildnissen, sind Damen in leichten römischen Gewändern zu sehen, Blumenkränze und andere detaillierten Ornamente.

Konzerthaus 2014 Photo: Marco Borggreve

Blickfang des Großen Saals ist die Orgel hinter dem Orchester in der Mitte des Chorbalkons. Silbern glänzt sie den fast 1400 Konzertbesuchern entgegen. Ihr Klang ist grandios, wie ich es selbst einmal bei einem Konzert feststellen durfte. Wenn die Orgel erklingt, schwimmt der ganze Saal in Musik.

Kein Wunder der Große Konzertsaal des „Konzerthauses“ gilt als einer der besten Konzertsäle der Welt. Seit der Eröffnung des Musiktempels gaben sich hier die Großen Orchester der Welt, die bedeutendsten Dirigenten und Interpreten die Klinke in die Hand. Die Akustik ist überwältigend. Wenn gesungen wird und vor allen wenn das Orchester spielt, ob nun pianissimo oder kraftvoll laut, bekommt man jede noch so feine Nuance der Musik mit.

Ich weiß nicht wann ich das nächste Konzert in diesem Musentempel erleben darf. Aber eines ist sicher: Das Konzerthaus am Gendarmenmarkt ist ein Muss für jeden, ob er nun Berliner ist oder nicht.

Es ist ein Traum musikalischer Architektur.

INFOKASTEN:

Konzerthaus Berlin

Gendarmenmarkt 2,

10117 Berlin – Mitte

Tel.: (030) 2 03 09 – 0,

Fax : (030) 2 03 09 – 22 09

Internet:  www.konzerthaus.de

e-Mail: kontakt@konzerthaus.de

Anfahrt:

U-Bahn:

Haltestelle: Stadtmitte (Aufzug vorhanden)

Linien: U2

Bus

Haltestelle: U Französische Straße

Linien: 147

WC

behindertengerecht, geschlechtsneutral, 1.OG,

Parkplätze

behindertengerecht Parkplätze in der Umgebung vorhanden

barrierefreier Zugang über Bühneneingang (weiter Infos bitte erfragen)

Kartenvorverkauf:

Besucherservice, Tel.: (030) 2 03 09 – 21 01

Mo. – Sa. 12 – 19, So. 12 – 16 Uhr

an der Abendkasse 1 Std. vor Beginn

www.konzerthaus.de/tickets