Dominik Peter wurde auf der letzten Mitgliederversammlung im Juni zum neuen Vorsitzenden des Berliner Behindertenverbands gewählt. Dem BBV-Vorstand gehört er bereits seit 2011 an. Der Diplom-Politologe ist verpartnert und arbeitet freiberuflich als Journalist. Er wohnt im Prenzlauer Berg und ist dort auch im Behindertenbeirat aktiv. Seit einem Berufsunfall ist er querschnittgelähmt.
BBZ: Dominik, weshalb engagierst Du Dich in der Behindertenbewegung?
Peter: Ich bin vor rund neun Jahren von Kreuzberg in den Prenzlauer Berg gezogen. Seitdem muss ich feststellen, dass in diesem Bezirk nicht alles so läuft, wie sich das ein Rollstuhlfahrer wünscht. Bordsteinkanten werden nicht dort abgeflacht, wo es notwendig ist und Restaurantzugänge, die mal barrierefrei waren, werden durch sogenannte Gehwegsanierungen wieder mit Stufen versehen. Das war und ist für mich nicht hinnehmbar. Da stellte sich mir die Frage, willst du nur jammern oder was bewegen.
BBZ: Was sind für Dich wichtige Aufgabenstellungen als BBV-Vorsitzender?
Dominik Peter: Nun, die Berliner Behindertenzeitung ist ja unser Aushängeschild. Da gibt es nichts zu ändern. Da arbeitet ein Team von vielen Ehrenamtlichen Hand in Hand und vor allem reibungslos. Darauf sind wir zu Recht auch alle stolz. Allerdings ist die Arbeit im Verband enorm. Viele Aufgaben werden an uns herangetragen. Auch das versuchen wir irgendwie zu stemmen. Da versuche ich mich jetzt verstärkt einzubringen und meine anderen Kollegen im Vorstand zu entlasten. Hier möchte ich mich insbesondere bei denen bedanken, die alles am Laufen halten: Uwe, Heike und Heidemarie im Büro, Gerd vom BBZ-Versandteam und Kathleen, die unsere Abonnentendatei verwaltet. Sie sind einfach grandios.
Ich bin darüber hinaus aber auch der Meinung, dass ein Verband nicht allein politisches Sprachrohr sein sollte. Ein aktives und vor allem attraktives Verbandsleben gehört mit dazu. Deshalb möchte ich noch mehr Angebote für unsere Mitglieder initiieren. Mal sehen, wie diese ankommen. (Anmerkung der Redaktion: Siehe hierzu Seite 18 und 23).
BBZ: Was sind für Dich langfristige Ziele?
Dominik Peter: Ich finde, unsere Internetauftritte – also vom Berliner Behindertenverband und von der Berliner Behindertenzeitung – benötigen dringend eine Überarbeitung. Dafür brauchen wir aber externe Fachleute. Das können wir selbst nicht stemmen. Das kostet viel Geld, das der Verein nicht hat. Weshalb ich mich nach Finanzierungen umsehe. Mein Ziel ist es, beide Internetseiten in den nächsten zwei Jahren neu aufgestellt zu haben. Ein ambitioniertes Projekt aber sicherlich lohnend, denn viele Behinderte informieren sich im Internet. Da haben wir großen Nachholbedarf.
BBZ: Wenn Du drei Wünsche als Vorsitzender frei hättest, was würdest Du Dir wünschen?
Dominik Peter: Ach Du meine Güte, über sowas habe ich noch nie nachgedacht. Aber gut. Ich würde mir ein verpflichtendes Gesetz zum barrierefreien Bauen wünschen. Ohne Ausnahmeregelungen und von Jedermann einklagbar. Dann würde sich soviel mehr, als nur die Wohnungsnot vieler Behinderter und Rollstuhlfahrer bessern. Ferner wünsche ich mir eine verbindliche Behindertenquote bei den Parteien, Rundfunkanstalten, Unternehmen und den vielen Gremien die es gibt. Ich denke da so an 10 Prozent. Rund zehn Prozent der deutschen Bevölkerung sind ja schließlich behindert. Schlussendlich würde ich mir genügend Geld für eine schlagkräftige Stiftung wünschen. So eine Stiftung sollte Fachleute aus allen möglichen Bereichen beschäftigen. Diese Stiftung sollte die „Betroffenenverbände“ bei ihrem Kampf um die vollständige Umsetzung der UN-BRK unterstützen. Zum Beispiel mit Gutachten und so weiter. Die Stiftung sollte aber auch einzelne Behinderte in Rechtsstreitigkeiten kostenlos unterstützen, damit jeder zu seinem Recht kommt.
BBZ: Eine letzte Frage noch. Wie steht es in Deutschland um die Behindertenbewegung?
Dominik Peter: Sie könnte weitaus stärker sein. Ich möchte da meinen Vor-Vorgänger, Ilja Seifert zitieren: „Aber immerhin, es gibt sie. Wenn auch zersplittert und sich teilweise in viele Einzelaktivitäten verlierend.“ Dem kann ich mich eigentlich nur voll und ganz anschließen. Das bedeutet für meine Arbeit aber auch, dass ich mir neue Kooperationen mit anderen Verbänden wünsche. Denn nur zusammen sind wir stark.