
Ob Baldrian, Salbei, Cranberry oder Johanniskraut – Naturheilkräuter sind die Apotheke der Natur. Foto: ©Fotolia/Sonja Birkelbach
Baldrian gilt nach wie vor als das am meisten verwendete pflanzliche Heilmittel mit Wirkung auf die Psyche. Die Johanniskrautpflanze zeigt zwar ähnliche Eigenschaften – ist aber im „Volksmund“ nicht ganz so bekannt.
Geschichte & Verbreitung
Bereits im Altertum wurde die Pflanze als Allheilmittel von den griechischen und römischen Ärzten eingesetzt. Auch bei den Germanen und im Mittelalter wurde Baldrian benutzt und so beispielsweise schon von der berühmten und heilkundigen Nonne Hildegard von Bingen empfohlen. Erst in den darauf folgenden Jahrhunderten jedoch erlangte die Pflanze wegen ihrer beruhigenden Wirkung auf das Nervensystem einen größeren Grad an Bekanntheit.
Die Baldrianpflanze ist auf der ganzen Welt verbreitet – besonders in den Waldgebieten der gemäßigten Zonen.
Charakteristische Merkmale
Baldriangewächse bilden eine eigene Pflanzenfamilie mit etwa 250 Arten. Der Echte Baldrian ist eine bis zu 2 Meter hohe Staude mit langen Blättern und rosafarbenen, angenehm duftenden, doldenförmigen Blüten. Auch die für Heilzwecke maßgebenden Wurzeln verströmen einen aromatischen Duft und schmecken süßlich-würzig bis leicht bitter.
Wegen seines angenehmen spezifischen Geruchs wird der Baldrian im „Volksmund“ auch „Katzenkraut“ genannt, weil Katzen, die den Duft lieben, angelockt werden. Verantwortlich dafür sind die im Baldrian enthaltenen Alkaloide.
Wichtige Inhaltsstoffe & Hauptwirkung
Diese Alkaloide (stickstoffhaltige Naturstoffe mit spezifischer Wirkung auf den tierischen und menschlichen Organismus z.B. Coffein und Morphin) und die besonders für den Geruch verantwortlichen ätherischen Öle (z.B. „Monoterpene“ und „Sesquiterpene“) sind die charakteristischen Substanzen.
Der spezifische Geruch ist speziell nach dem Trocknen und Schneiden der Wurzel als durchdringend und eukalyptusartig wahrnehmbar.
Aber die hauptsächliche und bekannteste Eigenschaft ist die beruhigende und schlaffördernde Wirkung, die besonders durch die so genannten „Sesquiterpene“ erzeugt wird. Sie verändern die Erregungsübertragung zwischen den Nervenzellen.
Heilwirkung – Spezielles
Wegen der Wirkung auf das Nervensystem, genauer dem Regulieren von Anspannungen, Konzentrations- und Schlafstörungen, Schlaflosigkeit, nervösen und depressiven Angst-Zustände, Reizbarkeit, Wechseljahresbeschwerden und weiteren Symptomen, ist die Baldrianwurzel hier das am häufigsten verwendete pflanzliche Heilmittel.
Es macht nicht körperlich abhängig und erzeugt keine Müdigkeit. Deshalb kann es beispielsweise besser gegen Prüfungsangst eingesetzt werden als gefährlichere Psychopharmaka.
Baldrianpräparate werden ebenfalls bei vielen anderen gesundheitlichen Beschwerden als Krampflöser eingesetzt, so auch bei psychosomatischen Beschwerden wie Magen-, Darm- und Gallenproblemen.
Nebenwirkungen
Sie sind eigentlich nicht erwähnenswert. Sehr selten wird von Kopfschmerzen sowie Magen- und Darmbeschwerden berichtet. Bei gleichzeitigem Genuss von Alkohol kann die Wirkung des Baldrianpräparates verstärkt werden.
Anwendungsempfehlungen
Ein Heileffekt tritt auf, wenn Baldrian allein oder in Kombination mit anderen Pflanzenheilmitteln eingesetzt wird. So wird zum Beispiel eine Kombination mit Melisse bei nervösen Magenproblemen empfohlen, eine Zugabe von Hopfen bei nervös bedingten Schlafstörungen und Baldrian in Verbindung mit Johanniskraut bei Depressionen, die mit Verspannungen verbunden sind.
Die Heilwirkung der Baldrianwurzel kann in Form von Tee, Tropfen/ flüssigen Extrakten für Bäder oder Pulver (z.B. Tabletten) erzielt werden.
Kräuterkissen – gefüllt mit Baldrianblüten, ergänzt durch Lavendelblüten und Melisse – können beim Einschlafen helfen. Sie werden dann neben das Kopfkissen gelegt.
Zur Linderung von Schlafstörungen und nervösen Zuständen ist in der Regel eine Einnahme über mehrere Wochen nötig.
Schlussbemerkung
Obwohl man Baldrian bei bestimmten Ausprägungen einer Depression einsetzen kann, gilt er aber noch nicht als Antidepressivum. Er kann bei der Therapie des Burnout-Syndroms („Erschöpfungssyndrom“) angewendet werden, da er – natürlich in Abhängigkeit vom Beschwerdebild -stimmungsstabilisierend ist.