Die Schere im deutschen Pflegesystem öffnet sich immer weiter

Alltagsunterstützende Assistenzlösungen schaffen Erleichterung im Pflegealltag

von: Dominik Peter

0233-4401-behrendt-und-rausch

AAL-Sonderfläche auf der REHAB (Foto: KMK, Fotograf: Behrendt & Rausch).

Bereits heute gibt es zu wenige Pflegekräfte, um den kontinuierlich anwachsenden Pflegebedarf zu decken. Die steigende Lebenserwartung sowie der prognostizierte Anstieg demenzkranker und pflegebedürftiger Menschen deuten verstärkt darauf hin, dass die Schere in der Versorgungssituation künftig immer weiter auseinandergehen wird. Wann eine nachhaltige und durchgreifende Lösung für diese Entwicklung im Pflegesystem gefunden werden kann, lässt sich aktuell nicht abschätzen. Alltagsunterstützende Assistenzlösungen können allerdings schon heute erste Hilfestellungen hierfür bieten: Auch wenn sie das Gleichgewicht zwischen der Zahl zu versorgender Pflegebedürftiger und dem Pflegepotenzial nicht alleine herstellen können, verbessern sie die Lebensqualität der Betroffenen und erleichtern den Pflegealltag.

AAL Fachkongress mit begleitender Ausstellung 
Der Fachkongress Alltagsunterstützende Assistenzlösungen (AAL) der Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH (KMK) findet am 6.10.2016 im Konferenz Center der Messe Karlsruhe statt und richtet sich an Geschäftsführer, Entscheider und Pflegedienstleiter sowie den medizinischen Fachhandel und das Handwerk. Im Fokus der Veranstaltung stehen moderne Technologien und IT-gestützte Assistenzlösungen für Menschen mit Alters- und Mobilitätseinschränkungen. Diese technischen Systeme ergänzen die persönliche Pflegebetreuung – sowohl ambulant als auch stationär – und unterstützen pflegebedürftige Personen in ihrer gewohnten Wohnumgebung. Neben den Impulsen aus dem Vortragsprogramm lassen sich auf der begleitenden Ausstellung neue Ansätze finden, um den Pflegeprozess effizienter und das Leben zu versorgender Menschen komfortabler zu gestalten. 

Projekt I-CARE: AWO Karlsruhe präsentiert erste Forschungsergebnisse 
I-CARE ist ein Forschungsprojekt zur individuellen Aktivierung von Menschen mit Demenz, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Dabei profitieren die Teilnehmenden von Tablet-PC gestützten Aktivierungsgruppen, die neben der körperlich-geistigen Anregung auch die gesellschaftliche Teilhabe stärken sollen. Das Projekt startete am 01.11.2015 und wird bis zum 31.10.2018 durchgeführt. „Am 06.10.2016 präsentieren wir auf dem AAL Fachkongress erste Forschungsergebnisse“, erklärt Clarissa Simon, Prokuristin, Geschäftsbereichsleitung Gesundheit und Pflege des Ausstellers AWO Karlsruhe gemeinnützige GmbH und Verbundkoordinatorin des Projekts 
I-CARE. Neben der AWO Karlsruhe sind noch sechs weitere interdisziplinäre Verbundpartner am Projekt beteiligt.

Martin Elektrotechnik GmbH stellt die neue EvaCare vor
Martin Elektrotechnik GmbH ist ein innovativer Hersteller im Bereich Pflege. Zu seinem Portfolio gehören die sogenannten Schutzengel-Systeme, welche in mehr als 1.500 Alten- und Pflegeeinrichtungen zum Einsatz kommen. „Unsere Vision ist eine Pflege, bei der mithilfe technischer Mittel einzig der Mensch, seine Sicherheit und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. In diesem Sinne freuen wir uns, auf dem diesjährigen AAL Fachkongress unser neues Produkt, die Raphael-EvaCare, vorstellen zu dürfen“, sagt Prokuristin Annette Martin. Das Besondere daran ist, dass die Raphael-EvaCare ein Produkt für zwei Lösungen bietet: Sie dient nicht nur zur Sturzprophylaxe, sondern kann auch im Notfall als Evakuierungstuch genutzt werden.

0624-4401-behrendt-und-rausch

Forum Bauen und Wohnen auf der REHAB 2015 (Foto: KMK, Fotograf: Behrendt & Rausch).

Vielseitiges, praxisorientiertes Kongressprogramm 
Die hochkarätige Podiumsdiskussion „Praxisnutzen von AAL-Anwendungen“ bündelt alle Aspekte des Kongresses thematisch in einem Forum. Namhafte Vertreter aus den Bereichen Pflege, Wissenschaft, Politik, Bauen und Wohnen sowie Repräsentanten von Seiten der Kostenträger und Hersteller diskutieren über Lösungen und  aktuelle Branchenentwicklungen. Weil der Einsatz von AAL insbesondere dann gelingt, wenn alle relevanten Bereiche eng miteinander verzahnt sind, setzt dieses Format auf einen interdisziplinären Erfahrungsaustausch.

Auf wichtige Aspekte für Wohnbaugesellschaften geht Roy Lilienthal, Geschäftsführer der GSW Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau Baden-Württemberg mbH, in seinem Vortrag zum Thema „Wohnungsbau & AAL“ ein. In seinem Beitrag wird er sich insbesondere auf gegenwärtige Herausforderungen und Chancen assistiver Technik für die Bauwirtschaft fokussieren und aufzeigen, weshalb es von Vorteil ist, wenn die Implementierung von AAL-Lösungen bereits in der Bauplanung berücksichtigt wird.