Unter dem Titel „Wie soll die Welt von morgen aussehen? Zukunftsfähige Entwicklung inklusiv gestalten“ hat der bezev (Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V.) im Jahr 2013 eine Zukunftswerkstatt und eine online-Konsultation durchgeführt, um Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Vorstellungen von einer inklusiven Welt von morgen einzubringen. Die Ergebnisse dessen und Zitate aus den dies begleitenden Diskussionen lassen sich jetzt in einer gleichnamigen 2014 erschienenen Broschüre nachlesen.
Die Erarbeitung einer neuen Entwicklungsagenda für die Welt von Morgen
Hintergrund dieser Bemühungen ist, dass verschiedene Akteure unter dem Dach der Vereinten Nationen in den letzten Jahren daran arbeiten, eine neue Entwicklungsagenda zu gestalten, mit der an alle Länder gleichermaßen gedacht wird. Dabei soll es vor allem um eine nachhaltige Entwicklung gehen, die den Bedürfnissen der jetzigen Generation dient, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden. Darüber hinaus bedeutet nachhaltig auch, dass sich alle Menschen beteiligen können und Verantwortung tragen, dass niemand zurückgelassen wird, es also um eine inklusive Entwicklung geht. Da Menschen mit Behinderung bisher bei der Formulierung dieser Entwicklungsziele nicht berücksichtigt worden sind, hat der bezev im Jahr 2013 die oben genannten Initiativen ergriffen.
Die Zielsetzung: eine inklusive nachhaltige Zukunft
In der Broschüre wird erläutert, warum Bildung, menschenwürdige Arbeit, Gesundheit, Wasser und sanitäre Einrichtungen, Ernährung und Nahrungssicherheit und auch Katastrophenvorsorge für die Zukunft und besonders für Menschen mit Behinderung von Bedeutung sind und was geschehen muss, damit diese Bereiche inklusiv werden.
Dies soll hier am Beispiel des Themenbereichs Katastrophenvorsorge erläutert werden: Im Jahr 2013 waren offenbar über 100 Millionen Menschen von extremen Naturereignissen wie Erdbeben, Überschwemmungen, Wirbelstürmen und Dürren betroffen, besonders in den Ländern des Globalen Südens. Dort können solche Katastrophen zudem einem wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt im Wege stehen oder bereits erzielte Erfolge wieder zunichte machen. Besondere Relevanz hat dieser Problemkreis, da sich in den vergangenen zwanzig Jahren die Zahl der Naturkatastrophen offenbar mehr als verdoppelt hat. Hinzu kommt, dass heute neben den Naturkatastrophen durch den Menschen verursachte Katastrophen eine zunehmend wichtige Rolle spielen; neun von zehn Katastrophen werden heute mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht. Daher wird es für immer mehr Staaten notwendig, ein effektives System der Katastrophenvorsorge aufzubauen.
Menschen mit Behinderungen sind neben Frauen, Kindern und alten Menschen in allen Katastrophensituationen besonders gefährdet.
Fehlende, adäquate Rettungswege
Außerdem lebt der überwiegende Teil der Menschen mit Behinderung in Ländern des Südens, das heißt in Regionen, die von den Folgen von Naturkatastrophen besonders betroffen sind. Außerdem haben sie durch ihre Beeinträchtigung eine höhere Verletzlichkeit und „(…) sind zusätzlich dadurch gefährdet, dass Maßnahmen der Katastrophenvorsorge nur selten darauf eingerichtet sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. So werden zum Beispiel gehörlose Menschen nicht von akustischen Signalen gewarnt, Menschen, die im Rollstuhl sitzen, können unter Umständen nicht die üblichen Fluchtwege benutzen, blinde Menschen brauchen Orientierung, um sich in Sicherheit bringen zu können. Neben fehlenden, adäquaten Rettungs- und Evakuierungsmaßnahmen besteht die Gefahr, sie in Schutzräumen und Auffanglagern nur unzureichend zu versorgen. Dies führte nach der Flut in Pakistan 2011 beispielsweise dazu, dass Menschen, die einen Rollstuhl benutzen, tagelang nur sehr wenig Flüssigkeit zu sich nahmen, da in ihrer Notunterkunft keine barrierefreien Toiletten vorhanden waren.“ Eine inklusive Katastrophenvorsorge müsse insbesondere bedenken, dass für alle Menschen ein barrierefreier Zugang zu Katastrophenvorsorgemaßnahmen möglich sein muss, sollte auch den Bedarf an Rehabilitationsmaßnahmen und weiteren notwendigen Diensten bedenken und berücksichtigen, wie er für Menschen mit Behinderung und für verletzte Menschen besteht. Es müssten dahingehend Vorsorgemaßnahmen getroffen werden, dass alle Menschen in der Notsituation gleichermaßen geschützt sind und einen barrierefreien Zugang zu Hilfs- und Wiederaufbaumaßnahmen erhalten.
Erläutert wird in dieser Broschüre auch, warum Menschenrechte, Armutsbekämpfung, Geschlechtergerechigkeit, Barrierefreiheit und Teilhabe Grundvoraussetzungen für eine inklusive, nachhaltige Zukunft sind.
Wie soll die Welt von Morgen aussehen? Zukunftsfähige Entwicklung nachhaltig gestalten, herausgegeben von Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e. V. (bezev); erschienen 2014. „Wie soll die Welt in der Zukunft aussehen?“, lautet der Titel der in leichter Sprache parallel dazu erschienenen Broschüre. Bezev ist erreichbar über die Telefonnummer 0201/1788963 oder die E-Mail-Adresse info@bezev.de.