Wer heute nach Dresden kommt und die sächsische Landesmetropole noch vor Mauerfall kannte, reibt sich verwundert die Augen. Die Stadt hat sich verwandelt und erstrahlt in neuem altem Glanz. Aufwendig wurde vor allem die Altstadt rund um die neu erbaute Frauenkirche herausgeputzt. Umso erfreulicher ist dabei die Tatsache, dass auch behinderte Touristen in Dresden zunehmend auf ihre Kosten kommen.
Doch der Reihe nach, wollen Behinderte ihre Dresdenreise organisieren, heisst es erst einmal eine Unterkunft zu finden. In Dresden sollte dies kein Problem sein, schließlich sind in einer Broschüre des Fremdenverkehrsamtes der Stadt über 30 Pensionen und Hotels aller Preisklassen – von Standard bis Luxus – fein säuberlich gelistet. Selbst Ferienwohnungen für Selbstversorger finden sich darauf. Zwar sind die Angaben einzelner Hotels mitunter sehr spärlich, doch mit einem Anruf vor Ort, können besondere Anforderungen geklärt werden. Einige wenige Hotels haben über Standardfloskeln hinausgehende ausführliche Angaben gemacht, so dass man sich schon beim Lesen der Lektüre ein Bild machen kann. Wir entscheiden uns für das Four Points Hotel Königshof Dresden, das dann auch bei der Ankunft alle Erwartungen übertrifft. Das Behindertenzimmer ist nahe beim Lift, geräumig und somit für Rollstuhlfahrer gut geeignet. Auch das Badezimmer erfüllt mit seiner befahrbaren Dusche meine Wünsche und das Bett hat eine Komforthöhe, die auch weniger sportlichen Rollifahrern das Ein- und Aussteigen ermöglicht. Restaurant bzw. Frühstücksraum und die Tiefgarage sind stufenlos bzw. per Lift zu erreichen, so dass auch Rollifahrer die alleine unterwegs sind, hier zurecht kommen.
Auf dem ersten Stadtrundgang schlendern wir zunächst auf den Brühlschen Terrassen entlang – der über 900 m langen Elbuferpromenade die man auch Balkon Europas nennt – und geniessen den schönen Blick auf die Elbe und die Ausflugsboote. Von dort schlagen wir uns in Richtung Münzgasse zur Frauenkirche durch. Das ist für Rollifahrer aber nicht so ganz einfach, da im Altstadtbezirk bei der Renovierung leider ein historisches Kopfsteinpflaster verwendet wurde, was mich in meinem Rollstuhl auf und ab hüpfen lässt. Innerlich verfluche ich den Architekten, der auf diese dumme Idee kam, ein derartig unpraktisches Kopfsteinpflaster zu verlegen. Hier, quasi im Zentrum der Stadt, ist das Treiben kunterbunt. Massen von Touristen, ausgespuckt von zig Busladungen, bevölkern die Straßen. Alle Sprachen Europas sind zu hören, was der Stadt einen weltoffenen Charakter verleiht.
Dresden ist eben trendy
Anstatt uns allerdings in eines der Restaurants und Bistros in der Münzgasse – der längsten Gastronomiemeile der Stadt – zu setzen, zieht es uns zum Restaurant Grand Café Coselpalais (An der Frauenkirche 12a, Behinderten-WC vorhanden). Hier kommen Rollifahrer dank ebenerdigen Zugangs spielend leicht rein und können bei einem Mittag- oder Abendessen oder auch nur bei Kaffee und köstlichem Kuchen, das barocke Ambiente geniessen. Das Coselpalais wurde 1765 erbaut und zählte einst zu den bedeutendsten Bauten des 18. Jahrhunderts in Dresden. Es wurde originalgetreu restauriert und glücklicherweise für Rollifahrer zugänglich gemacht. Zwischen duftenden Kaffeespezialitäten, die natürlich in Meissener Porzellan serviert werden, lassen sich die vielen barocken Details in den Räumen studieren. Bei schönem Wetter lässt sich auch auf der Außenterrasse sitzen. Wer weitere behindertengerechte Restaurants oder Cafés oder auch nur eine Behindertentoilette sucht, der sollte in den Behindertenführer der Stadt Dresden einen Blick werfen. Hier sind rund 20 Adressen – vom preisgünstigen Restaurant bis hin zur gehobenen Küche – gelistet, die zudem alle über ein Behinderten-WC verfügen. Außerdem befinden sich in der Stadt zehn öffentliche Behindertentoiletten, deren Eingänge ebenerdig sind und die sich mit dem bundeseinheitlichen Schlüssel öffnen lassen. Die Standorte der Toiletten sind auch im Internet (www.dresden.de) abrufbar.
Museen und Kunstsammlungen
Wer nach Dresden kommt, der möchte jedoch die Sehenswürdigkeiten auch von innen bestaunen oder das eine oder andere Museum besuchen. Kein Problem in Dresden. Eines der bekanntesten Sehenswürdigkeiten ist die Semperoper, die über Behindertenparkplätze und einen Nebeneingang verfügt, der mit einer Rampe (12 m lang, 150 cm breit, 8% Steigung) ausgestattet wurde (siehe auch „Dresden von A bis Z“). Innerhalb der Semperoper ist die schmalste Tür mindestens 78 cm breit und alle Behindertenplätze (Parkett, 1. u. 2. Rang) sind mittels Rampe oder Lift (Grundfläche 100 x 120 cm) anfahrbar.
Natürlich ist auch das neue grüne Gewölbe im Residenzschloss Dresdens eine besondere Attraktion, die immerhin täglich mehr als 3.000 Besucher anlockt. Für behinderte Besucher stehen eigene Parkplätze zur Verfügung. Der Eingang ist ebenerdig und die Etagen sind mittels Fahrstuhl (Grundfläche 120 x 200 cm) leicht erreichbar. Drittes Highlight, was auf keiner Dresden Tour fehlen sollte, ist der Zwinger, der die staatliche Kunstsammlung und die Gemäldegalerie Alte Meister beherbergt. Auch hier ist die Zugangssituation erfreulich, wenn auch innerhalb des Gebäudes einige Hürden warten. Rollstuhlfahrer benutzen den Nebeneingang (über den Zwingerhof bis Rückseite). Von dort geht es mittels Aufzug (Zugangsbreite 86 cm, Grundfläche 135 x 125 cm) oder Treppenlift in den Gobelinsaal. Im 1. und im 2. OG ist die französische, italienische oder die deutsche Malerei aus dem 14-17. Jahrhdt. zu bestaunen. Für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich sind jedoch die Rüstkammer und der Mathematisch-Physikalische Salon. Zudem sind einige Türen mit einer Breite von 65 cm nicht für alle Rollstuhlfahrer passierbar.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und Dresden demnächst einen Besuch abstatten will, sollte aber rechtzeitig im voraus planen, denn Dresden ist unter Touristen beliebt und schnell mal ausgebucht.
Dresden von A bis Z
- Unterkunft
Die großen deutschen Reiseveranstalter wie ITS, Neckermann Reisen oder FTI bieten günstige Hotelraten an. Bei der Buchung jedoch nach „behindertengrechte Hotelzimmer“ fragen. Folgende Hotels verfügen alle über behindertengerechte Zimmer.
*Hotel Martha Hospiz (Nieritzstraße 11, 01097 Dresden, Tel.: 0351/81760, www.marthahospiz.dresden.vch.de) verfügt über insgesamt 7 behindertengerechte Zimmer (ab 51 € p.P./DZ).
*Four Points Hotel Königshof Dresden, Kreischaer Straße 2, 01219 Dresden, Tel.: 0351/87310, www.arabellasheraton.com. Doppelzimmer ab 39 € p.P. inkl. Fr, buchbar bei FTI Touristik (Katalog „Städtereisen“). Spartipp: Bei Anreise bis 27.03.06 gilt 4=3 (vier Nächte bleiben, drei Nächte zahlen).
*Hotel Ibis Dresden Lilienstein, 2-Sterne Hotel, 800 m zum historischen Stadtkern. Doppelzimmer ab 40 € p.P. inkl. Frühstück, buchbar bei ITS Reisen (Katalog „Städtereisen“).
*Art´otel Dresden, zum Zwinger und zur Semperoper nur 200 m. Doppelzimmer ab 53 € p.P. inkl. Frühstücksbuffet, buchbar bei Neckermann Reisen (Katalog „City & Events“). Spartipp: Bei Anreise bis 31.03.06 gilt 4=3 (vier Nächte bleiben, drei Nächte zahlen) bzw. 3=2.
- Spartipp Sightseeing
Besucher sollten sich den Kauf der „Dresden City Card“ überlegen. Die Karte kostet lediglich 19 € und beinhaltet u.a. den kostenlosen Eintritt in 12 Museen und freie Fahrt mit den öffentlichen Verkehsmitteln. Die Karte ist zwei Tage gültig. Ferner gibt es auch eine „Dresden Regio-Card“ (72 Stunden gültig, 29 €), die auch für die Umgebung gültig ist.
- Museumstipp
Der Semperbau am Zwinger (Theaterplatz 1) beherbergt noch bis zum 02. Januar 2006 die Sonderausstellung „El Greco, Velázquez, Goya“ mit Leihgaben aus 19 deutschen Museen und Privatsammlungen.
- Semperoper
Für Aufführungen in der Semperoper (Theaterplatz 2, 01067 Dresden, Tel.: 49110) sollte man sich frühzeitig um Karten kümmern. Plätze für Behinderte gibt es sowohl im Parkett als auch im 1. und 2. Rang (jeweils 2). Ermäßigungen gibt es ab 50% Behinderung.
- Stadtführer
Die „Dresden-Werbung und Tourismus GmbH“ (www.dresden-tourist.de) verfügt über einen kleinen Führer unter dem Titel „Dresden für Gäste mit Handicap“, der sehr hilfreich ist. Ferner soll demnächst eine neu überarbeitete Version erscheinen.
- Reiseliteratur
DuMont Reise-Taschenführer „Dresden & Sächsische Schweiz“, von Ulrike Krause, Enno Wiese, 240 Seiten, ISBN: 3770159365 Verlag: DuMont Reiseverlag, Preis: 12,00 €. Gelungener Reiseführer mit eindrucksvollen Bildern.