Freunde, auch Rollis, waren schon in den Emiraten Dubai und Abu Dhabi gewesen und brachten tolle Fotos und Erzählungen mit. Aber ich war dort noch nie, obwohl es mich schon lange reizte, den Kontrast zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Wüste und pulsierender Großstadt hautnah zu erleben. Nun wurde eine solche Reise bei Grabo-Tours angeboten. Die Reisen mit Grabo-Tours sind nicht gerade billig, aber sehr gut organisiert und machen in der Regel alles an Erlebnissen möglich, was nur irgendwie mit dem Rollstuhl geht. Auf derartige Reisen nehme ich nur den kleinen E-Fix-Rolli mit, die meisten Menschen mit Behinderung nur ihren Schieberollstuhl und bei Bedarf eine Begleitperson.
Lösbare Probleme
Unser Hotel war gut barrierefrei, aber die Betten für mich viel zu hoch! Da hätte ich nie rauf klettern können. Ich machte das dem Zimmerboy klar und er schleppte eine Matratze an, die er auf die Erde legte. Das war nun wieder deutlich zu niedrig, sowohl er als auch ich fühlten uns genervt. Erst auf ein Gästebett konnten wir uns einigen. Nach weiteren Problemen, die mühsam gelöst wurden, begaben wir uns auf Entdeckungstour in Dubai.
In der Innenstadt sind die Bürgersteige abgeflacht, sämtliche Stationen der Metro sind mit dem Aufzug erreichbar. Die Bahnhöfe sind mit Blindenleit-streifen versehen und niemand kann auf die Gleise fallen, denn wenn der führerlose Zug einfährt, öffnet sich nur an den Türen der absolut niveaugleiche Eingang. Oft sah ich Behinderten-WC`s und barrierefreie Bankautomaten. Es gibt von den riesigen Shopping-Malls zur Metro den direkten Zugang, sodass man sich nur in klimatisierten Räumen aufhält und im Sommer die Hitze nicht spürt. Diese gigantischen Einkaufstempel schmücken sich mit Aquarien, einem beeindruckenden Wasserfall oder mit einer Eislaufbahn. Dubai besitzt sogar eine Skihalle mit Sprungschanze. Das alles inmitten der Wüste, mit einem abartigen Energieverbrauch. Las Vegas lässt grüßen! Es wird sich so richtig ausgetobt, Geld spielt offenbar keine Rolle, es sprudelt ja als „schwarzes Gold“ aus der Erde.
Region der Superlativen
Erst seit 1971 bestehen die Vereinigten Arabischen Emirate. Eines der Emirate ist Abu Dhabi. Von den 2,3 Mio. Einwohnern sind ca. 80% Gastarbeiter, die aus Südostasien und aus Europa kommen. Staatsreligion ist der Islam, aber viele Frauen tragen keine Burka mehr. Der wirtschaftliche Wandel brachte offenbar auch den Frauen mehr Selbstbestimmung. Nur behinderte Menschen waren kaum zu sehen, trotz der guten Barrierefreiheit. Und wenn uns doch mal ein Rolli begegnete, war es auch ein Tourist.
Dubai hat viele Superlativen, unter anderem mit die teuersten Hotels der Welt mit einer unbeschreiblich prachtvollen Ausstattung. So zum Beispiel das Burj Al Arab. Es gibt dort keine baulichen Barrieren und erst recht keine Sicherheitsbedenken, mit dem Rollstuhl auf die in 586 m Höhe gelegene Aussichtsterrasse zu gelangen. Das habe ich sehr genossen, ist mir doch der Besuch des Fernsehturms in Berlin verwehrt.
Welch eindrucksvollen Kontrast zu dieser Pracht und dem gebauten Wahnsinn in Dubai konnten wir in der Wüste erleben. Wir fuhren im Allrad-Fahrzeug durch die endlosen rötlichen Sanddünen in den Abend hinein, nach dem traumhaften Sonnenuntergang umfing uns bald ein tiefschwarzer Wüstenhimmel voller funkelnder Sterne. In einem Beduinen-Camp wurden uns Bauchtanz und typische regionale Speisen geboten. Insgesamt ein unvergessliches Erlebnis.
Das Emirat Abu Dhabi
In Abu Dhabi ist es die größte Moschee aller Emirate, die uns faszinierte. Sämtliche Säulen, Mauern und Minarette sind in strahlendem Weis gehalten, was es schwierig machte, sie zu fotografieren. Innen ist sie jedoch wunderbar farbig mit Ornamenten, riesigen Kronleuchtern, hohen Säulen und weichen, phantastischen, orientalischen Teppichen ausgestattet. Stufen konnten durch Rampen umgangen werden, nach sakraler Reinigung unserer Räder durften auch wir Rollis in die Moschee hinein; jedoch nicht, ohne uns vorher mit Kopftuch und die Arme bedeckender Kleidung umhüllt zu haben. Wir waren an einem Donnerstag dort, freitags ist die Moschee den Muslimen vorbehalten.
Eine Woche dauerte diese bezaubernde Erlebnisreise durch edelste Konsumtempel, die Wüste, Moscheen, Basare, dem Dubai-Museum und phantastische Hotellandschaften. Will bzw. kann man nicht im Meer baden oder Golf spielen, reicht diese Zeit völlig aus, um einen umfassenden Eindruck von (Öl)-Reichtum und Tradition, Landschaft und urbanem Stadtleben zu erlangen. Die Menschen im Emirat sind sehr hilfsbereit und freundlich. Eine Reise in die Emirate ist sehr zu empfehlen und auch für Menschen mit Behinderungen weitgehend problemlos.
INFOS VAE
Anreise
Air Berlin, Emirates, Gulfair, Lufthansa oder Qatar Airways fliegen ab Deutschland in die VAE. Flugpreise fangen je nach Saison ab 400 Euro an.
Unterkunftstipp
Das Dubai Marriott Harbour Hotel & Suites verfügt über Poollifter für mobilitätseingeschränkte Gäste. Zudem gibt es Hotels mit befahrbarer Dusche (z.B. Holiday Inn Express Dubai Jumeirah, 3-Sterne; Tamani Hotel Marina, 4-Stern; Le Meridien Mina Seyahi, 5-Sterne).
Reiseveranstalter
Neben Spezialreiseveranstalter, wie etwa Grabo Tours (www.grabo-tours.de), können barrierefreie Unterkünfte auch bei klassischen Pauschalreiseveranstaltern, wie etwa bei FTI oder Dertour gebucht werden.
Die Autorin, Bärbel Reichelt, in den Vereinigten Arabischen Emiraten.