„Was ich als Angestellter mache, könnte ich auch in meiner eigenen Firma leisten,“ sagt Daniil Buylenko (42) in seinem Büro, von wo er heute zusammen mit seinem Bruder Konstantin Khorovskiy seine eigene Firma leitet. „Das eigene Unternehmen war kein langgehegter Traum, aber unter anderem aufgrund von Rückenproblemen war abzusehen, dass ich die Arbeit im Pflegedienst nicht bis zur Rente machen kann.“ Vor sechzehn Jahren kam Buylenko von Sankt Petersburg nach Deutschland. Als Rettungssanitäter hat er dort gearbeitet und seine Profession von der Pike auf gelernt. Zunächst in Potsdam und dann in Berlin arbeitete Buylenko auch hier in der Pflegebranche und war zufrieden.
An Selbstständigkeit dachte er in den ersten Jahren nicht. Erst nach einer Operation im Jahr 2010 begann langsam die Idee zu reifen. Die beiden Brüder fingen an, einen Plan zu entwickeln. Durch Internetrecherche stießen sie auf den Integrationsfachdienst enterability. „Frau Adam war am Anfang stärker motiviert als ich“, erklärt Buylenko. Die Beraterin von enterability half nicht nur bei der Erstellung eines Businessplans und später bei den Anträgen, sie bestärkte Buylenko darin, die Chance zu erkennen, durch die Selbstständigkeit für sich eine neue Perspektive zu schaffen. Alleine hätte Buylenko den Schritt in die Selbstständigkeit wahrscheinlich nicht gewagt.
Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Bruder ist extrem wichtig. Als Familienvater mit zwei Kindern im Alter von sechs und zwölf Jahren ist er schließlich nicht nur in der Firma, sondern auch zu Hause jeden Tag gefordert.
Als Chef von rund 20 Mitarbeitern unterscheidet sich sein Arbeitsalltag heute sehr von der früheren Tätigkeit. Organisation, Büroarbeit, Akquise und die Verantwortung für Kunden und Mitarbeiter sind die neuen Herausforderungen. „Freitag ist mein Bürotag, an den anderen Tagen bin ich wie früher viel unterwegs und besuche die Kunden.“ Aber jetzt geht es bei den Hausbesuchen darum, die Kunden zu beraten, Anträge bei Behörden und Krankenkassen vorzubereiten, bei der Begutachtung durch den MDK anwesend zu sein. „Meine Klienten haben keine Kopfschmerzen mit Bürokratie und Formalitäten“, erklärt Buylenko und man nimmt ihm ab, dass er mit ganzem Herzen seinen Pflegedienst leitet und sich um seine Kunden kümmert.
Pflegedienst ist weder ein neues Geschäftsmodell noch eine innovative Dienstleistung, folglich mussten sich die Jung-Unternehmer von Anfang an auf dem hart umkämpften Markt behaupten. Über 570 ambulante Pflegedienste kümmern sich in Berlin um pflegebedürftige Menschen. Obwohl er mit der Mehrsprachigkeit (u.a. russisch) seiner Mitarbeiter wirbt, sind ca. 90 Prozent seiner Klienten deutschsprachig und kommen überwiegend aus dem Westen der Stadt, von Charlottenburg bis Spandau. Der Pflegedienst am Richard-Wagner-Platz liegt zentral und ist gut erreichbar. Das Wichtigste für den Erfolg des Unternehmens ist Mundpropaganda und die Internetseite www.pflegedienst-dakos.de. Persönliche Empfehlungen machen die Akquise von Neukunden relativ einfach, ein guter Ruf bei Ärzten und in Krankenhäusern hilft ebenso. Besonderen Wert legt Buylenko auf das Prinzip der Bezugspflege, das heißt, jeder Kunde kennt seinen Pfleger. Das gibt es bei einigen großen Unternehmen der Branche eher nicht. Auch einen eigenen Fahrdienst für Fahrten zu Ärzten kann er seinen Klienten mittlerweile anbieten.
Am Anfang half den beiden Gründern die finanzielle Förderung, aber durch beharrliche Arbeit und großes zeitliches Engagement seit November 2012 liefen die Geschäfte so gut, dass das Darlehen vom Versorgungsamt längst zurückgezahlt werden konnte. Ein Bankkredit war nicht notwendig, der Existenzgründerzuschuss deckte u.a. die Ausstattung der Geschäftsräume und andere Anschaffungen ab. Es ist übrigens fast selbstverständlich, dass er in seiner Firma auch behinderte Menschen beschäftigt. Die eigene Erfahrung mit Krankheit und Behinderung schafft eben ein großes Verständnis, nicht nur für die Probleme seiner Klienten.