Eine instabile Halswirbelsäule als Ursache zahlreicher chronischer Erkrankungen?

von: Rainer Sanner

Ein HWS-Trauma, eine verletzte, instabile Halswirbelsäule, ist nach Dr. Bodo Kuklinski die Ursache für viele chronische Krankheiten. In seinem Buch „Das HWS-Trauma: Ursache, Diagnose und Therapie“ zeigt der Facharzt für Innere Medizin und Umweltmedizin die Grundlagen von HWS-Schädigungen und ihre Auswirkungen auf den menschlichen Stoffwechsel auf und macht er deutlich, dass nach einem HWS-Trauma im Körper der Patientinnen bzw. Patienten ein zerstörerischer Krankheitsgenerator anläuft, den es zu stoppen gilt.
Damit versteht er eine Verletzung im Halswirbelsäulenbereich als ein so von der Schulmedizin bisher noch gar nicht wahrgenommenes Krankheitsgeschehen. „Die Halswirbelsäule wird neu entdeckt“, titelten manche Pressestimmen ihre Mitteilungen zum Erscheinen dieses Buches im Jahre 2006, das mit den darin dargelegten Erkenntnissen zur Erklärung zahlreicher chronischer Erkrankungen möglicherweise große, noch gar nicht hinreichend wahrgenommene Bedeutung hat.

Wie können Schädigungen der Halswirbelsäule zustande kommen?

In verkehrsreichen Ländern wie Deutschland und Österreich haben solche Verletzungen mit daraus folgenden Instabilitäten im Bereich der Halswirbelsäule nach Kuklinski „enorme Ausmaße“ angenommen. Aber auch Unfälle im häuslichen und im Freizeitbereich sind seines Erachtens oft als Ursache oder als Vorschädigung ein bedenkenswerter Faktor. Und auch Belastungen der Halswirbelsäule von Babys vor oder bei der Geburt (z. B. bei Saugglocken- oder Zangenbenutzung oder bei Schieflagen im Mutterleib) können wohl eine Fehlstellung der Halswirbelsäule, das so genannte KISS-Syndrom (Kopfgelenk-induzierte Symmetrie-Störung) verursachen.

Wie ist eine sichere Diagnosestellung möglich?

Große Bedeutung hat für Dr. Kuklinski zunächst eine ausführliche Anamneseerhebung. Der zweite Schritt zur Diagnose ist dann die so genannte manual-medizinische Untersuchung mit verschiedenen Funktionstests, um Funktionsdefizite erkennen zu können. Der dritte Schritt zur Diagnose, die Laboruntersuchungen, in der Regel Leistungen, die nicht durch die gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden, erübrigen sich bei sorgfältiger Anamneseerhebung offenbar oft. Viele Patienten haben, so Dr. Kuklinski, aufgrund ihrer Erkrankung mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Laboranalysen werden deshalb nur empfohlen, „um gegenüber den Kostenträgern, mitbehandelnden Ärzten und den Patienten selbst die Diagnosen und Therapien zu begründen (…).“

Wie kann sich ein geschädigter Nacken auf die Gesundheit der Patienten auswirken?

Entstehen können für die Betroffenen zum einen Beeinträchtigungen der Durchblutung des Kopfes bis hin zu zeitweiliger Bewusstlosigkeit, unphysiologische Bewegungsabläufe, Reizungen von Hirnnnerven, eine Freisetzung von Stickoxid und die Ausschüttung von Histamin, in deren Wechselwirkung die Entstehung von so genanntem nitrosativen Stress und – sofern dieser chronisch wird – Störungen in der mitochondrialen Energiegewinnung: Mitochondrien werden auch als die „Kraftwerke“ der Zellen“ bezeichnet, erfüllen darüber hinaus weitere wichtige Funktionen für die Zelle.
Oft festgestellt und als besonders gefährlich eingeschätzt wird von Dr. Kuklinski bei HWS-Patienten als weitere gesundheitliche Beeinträchtigung der so genannte „Sympathikusstress“, das heißt, eine chronische Überaktivität des Sympathikus-Nervs durch dessen Reizungen. Diese lässt sich bei HWS-Patienten wohl häufig feststellen und wird von Dr. Kuklinski als besonders gefährlich eingeschätzt. Denn mögliche Folgen sind Durchblutungsstörungen des Hirns von bis zu 80% und die Öffnung oder Schädigung der Bluthirnschranke.

Wie kann eine erfolgreiche Therapie aussehen?

Das Konzept Kuklinskis für die Behandlung eines HWS-Traumas besteht aus einer interdisziplinären Komplextherapie, die im Hinblick auf die unterschiedlichen Krankheitsbilder immer individuell angepasst werden sollte. Diese Behandlung besteht aus den folgenden fünf Säulen:
Zentrale Bedeutung hat eine „Besserung der Nachtschlafqualität“ und im Zusammenhang damit das Folgende: „Ein gutes Kissen und eine optimale Matratze lassen Entzündungsäktivitäten abklingen,(…), betont Dr. Kuklinski deren Bedeutung für HWS-Kranke. Die zweite Säule für die Behandlung ist eine osteopathische Behandlung und Muskelkräftigung: Verschiedene Manualtherapiemethoden eignen sich, einer Versteifung instabiler HWS-Regionen entgegen zu wirken. Bedeutung haben daneben wohl auch Verhaltenstherapien wie Autogenes Training, Yoga, Qigong oder Ähnliches, um einerseits Nervenverbindungen zu stabilisieren oder neu zu knüpfen und um andererseits die durch „Sympathikusstress“ bedingte hohe Erregbarkeit zu beruhigen. Die vierte Säule der Behandlung besteht in einer Optimierung der Ernährung mittels der von Dr. Kuklinski beschriebenen Pro-Mitomed-Ernährung, die fünfte Säule schließlich in der so genannten HWS-Mikronährstofftherapie. Auch im Hinblick auf die Zufuhr solcher Mikronährstoffe wie vor allem des Vitamins B12 gilt, dass eine solche von Dr. Kuklinski beschriebene HWS-Instabilität lebenslang behandelt werden muss. Das große Dilemma für die Betroffenen besteht unseres Erachtens darin, dass eine Kostenerstattung oder eine Anerkennng von Diagnosen seitens der Krankenversicherungen und anderer Sozialversicherungsträger auch bei einer derart übergreifenden, chronischen Multiorganerkrankung im Allgemeinen noch nicht zu erwarten ist.