Eröffnung Bikini Berlin

von: Von Marianne Kunert

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Die neue Concept Mall unter dem Aspekt der Barrierefreiheit

Am 3. April 2014 wurde das alte Bikinihaus in der City West nach 39 Monaten Bauzeit als Bikini Berlin, neu eröffnet. Es ist Deutschlands erste Concept Mall mit vielen neuen Geschäftsideen und den entsprechenden Shops.

Da ich das alte Bikinihaus noch aus meiner Kindheit kannte (ohne Rollstuhl), war ich sehr neugierig auf den Neubau. Vor allem, ob es auch barrierefrei und für alle behinderten Menschen zugänglich ist. Am Samstag, den 5. April besuchte ich mit meinem Mann die neue Concept Mall. Der Haupteingang (hinter dem Zoo-Palast) war ebenerdig und die Türen weit offen. Wenn man mit dem Rollstuhl hineinfährt, ist man erstmal von der Architektur beeindruckt. Aber als erstes fiel mein Blick auf die Bikini-Berlin-Boxes, die auf Holzrahmen standen und mit dem Rollstuhl unmöglich zu überwinden waren. Bei den Boxen handelt es sich um flexible Modulsysteme aus Holz, in denen verschiedene Designer ihre Waren anbieten. Ein Besuch in diesen Boxen war für mich unmöglich. Alle anderen Geschäfte konnte man mühelos befahren.
An diesem Samstag waren aber noch nicht alle Geschäfte geöffnet und auch die Fahrstühle nur zum Teil benutzbar. Als nächstes suchte ich ein Behinderten-WC. Die Ausschilderung rechts oben an der Wand zeigte nur die normalen Symbole, Mann und Frau, aber kein Rollstuhlfahrerzeichen. Auf meine Frage an eine Mitarbeiterin bezüglich der Toiletten sagte sie mir, dass sich die WC’s im ersten Stock befinden. Sie wusste aber nicht, ob es ein Behinderten WC gäbe. Also fuhren wir in den ersten Stock und es gab wirklich ein Behinderten WC. Alles vom Feinsten.

 

bikini_1015981679Der erste Frust

Ich hatte den Eindruck, dass bei der Ausschilderung das Design im Vordergrund stand und ein Rollstuhlfahrerzeichen da nicht hinpasste. Aber vielleicht täuschte ich mich. Es war ja alles noch nicht fertig und konnte noch verändert werden. Bei einer Gesamtfläche von 17.000 m² erschien mir ein Behinderten WC auch zu wenig. Wir fuhren in den 2. Stock und ich wollte mir den sogenannten „Gestalten Pavillon“ ansehen. Einen Türöffner zur Terrasse konnte ich nirgends entdecken, ebenso keine Rampe, um die Stufen zum Pavillon zu überwinden. Mein Mann entdeckte dann rechts ein Stück weit weg, ein Steinrampe. Über diese Rampe konnte man in den Pavillon gelangen. Allein hätte ich diese Rampe gar nicht sehen können. Im Pavillon gab es auch Kleinigkeiten zu essen und ein WC. Aber nur für „normale Leute“. Behinderte Menschen mussten wieder in den 1. Stock.
Das alles machte mich richtig wütend, zumal Berlin als „Barrierefreie Stadt 2013“ von der Europäischen Kommission ausgezeichnet worden war. Dieser Titel gilt als die höchste europäische Auszeichnung für Barrierefreiheit. Diese Anforderungen erfüllte die neue Concept Mall überhaupt nicht. Nach einigem Überlegen beschloss ich, das Centre Management anzurufen. Ich wollte eine Erklärung für diese Mängel.
Der Centre Manager, Herr Ted Walle, war sehr offen für meine Kritik. Er lud mich spontan zu einer Begehung ein. Er wollte mir zeigen, was sich in den vergangenen vier Wochen getan hatte.

 

bikini_281923980Empfänglich für Vorschläge

Am Sonntag, den 4. Mai 2014 fuhr ich zum zweiten mal ins neue Bikini-Berlin. Centre Manager, Herr Walle erwartete uns schon. Als erstes sagte er mir, dass ihm auch die Mängel hinsichtlich der Barrierefreiheit aufgefallen waren. Für die Boxen seien inzwischen 18 Rampen bestellt worden. Bei Bedarf kann man sich melden und dann wird eine Rampe aufgestellt, sodass man die Boxen betreten kann. Alle Fahrstühle waren inzwischen auch in Betrieb. Die Eingänge 1 und 3 lassen sich per Knopfdruck von aussen (rechts) öffnen. Die inneren Türen sind offen. Die Hinweisschilder für WC’s (auch  Behinderten WC) werden oberhalb im  Mittelgang zusätzlich angebracht. Für das Behinderten WC im ersten Stock ist ein Euroschlüssel bestellt. Es wird auch einen Hinweis zur Aussenrampe im zweiten Stock geben. Herr Walle sagte mir zu, dass dieser Hinweis wahrscheinlich aussen im Boden eingelassen wird. Er wird das mit dem Architekten absprechen.
Nach diesen Infos war ich mehr als positiv überrascht, zumal diese Zusagen nicht selbstverständlich sind. Wenn alle Verantwortlichen so reagieren würden wie Centre Manager Herr Walle, hätten wir als Betroffene kaum noch Probleme mit der Barrierefreiheit. In den nächsten Wochen werde ich ein drittes mal die Concept Mall besuchen und mir die versprochenen Neuerungen genau anschauen. Aber ich bin mir sicher, dass einem gelungenen Shopping-Erlebnis in Zukunft nichts mehr im Wege steht.