Digitale Kunst

Ein Portrait über den Künstler Rosenberger

von: Berliner Behindertenzeitung

59960361f006c KopieVisions of Digital Art- Digitale Kunst von Horst Rosenberger war eine Ausstellung, die vor kurzem  im Kleisthaus zu sehen war. Horst Rosenberger erstellte mit einem speziellen digitalen Bildprogramm in einem mehrstufigen, aufwendigen Prozeß die präsentierten Blätter, die Eindrücke seiner Reisen wiedergeben. Man kann die Werkzeuge, Stil und Technik auswählen und letztere mischen, die Farbe zusammenstellen. Teils skizziert er selbst, teils koloriert und bearbeitet er Fotos. Um den Eindruck zu perfektionieren, verwendet er für den Ausdruck der Technik entsprechendes Künstlerpapier. Seinen Wunsch, sich im Airbrush auszuprobieren, konnte er sich durch den minimalen körperlichen Kraftaufwand am  Rechner erfüllen. Seine lange vor den digitalen Arbeiten entstandenen klassischen Pastelle und Kreidezeichnungen sind inzwischen vollständig durch die digitale Technik abgelöst. Eigentlich schade.

Freude und Neugier am Leben, an Natur und Kunst, im Gespräch geäußerte anregende Gedanken lassen die körperliche Behinderung von Herrn Rosenberger und seiner Frau Petra völlig in den Hintergrund treten. Beide sind durch eine Kinderlähmung seit der Kindheit auf den Rollstuhl angewiesen. Beide legten in Birkenwerder bei Berlin das Abitur ab. Dazu bot einzig die dortige Erweiterte Oberschule für Behinderte in der damaligen DDR die Möglichkeit. Anschließend studierte Horst in Ilmenau Biomedizinische Technik, Petra in Berlin Psychologie. Als der Staat Horst Rosenberger vor die Alternative Schwerbehindertenrente oder Arbeit stellte,  entschied er sich ebenso wie seine spätere Frau für die Arbeit. In Berlin trafen sie sich wieder, heirateten. Lebensmittelpunkt wurde ihre Tochter. Nach der Wende setzten sie mit Energie und der ihnen typischen Zielstrebigkeit ihren langgehegten Traum um: Reisen. Meist organisierten sie diese selbst, reisten allein, mal mit Begleitung oder in einer Gruppe. Damals  waren Behinderte unter den Reisenden noch Solitäre im Gegensatz zu heute. Inzwischen haben Rosenbergers fünf der sieben Kontinente bereist, waren in Australien, am Polarkreis, in Amerika, Island und den Alpen, paddelten im Kanu oder tauchten in Kanada nach einem weißen Hai. 2011 veröffentlichten beide das Buch “Überwindung von Grenzen. Rollis on Tour“ mit  Berichten von Reisen, Fotos und praktischen Tipps für Behinderte unterwegs. Horst Rosenberger ist leidenschaftlicher Fotograf.

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Zuhause werden die Ergebnisse der Reise in „Kunst 4.0“ umgesetzt. Stehen Ausstellungen an, berät Petra ihren Mann, der sie scherzhaft als seine Galeristin bezeichnet. Gelegentlich hält sie Eröffnungsreden. Während er einen Stammtisch von Künstlern und Schriftstellern in Lichterfelde besucht, geht sie trommeln, liebt Kunstausstellungen. Einer ist das Alter Ego des anderen. Beide holen sich gegenseitig aus dem Tief, wenn ein Krankheitsschub die vorhandenen Schwierigkeiten wieder einmal noch schwieriger gemacht hat. Dann, sagte Horst Rosenberger, konzentrieren wir uns auf die Möglichkeiten, Wege zur Verbesserung unserer Situation zu finden. Ihre Tochter steht ihnen zur Seite. Vor einigen Jahren mußten beide auf Drängen des Arztes die Arbeit aufgeben. Durch einen der Zufälle des Lebens  entschlossen sie sich, in Vorträgen und Multimediashows anderen Menschen den Reichtum der Erfahrungen, die tiefe Schönheit der Natur sichtbar zu machen. Letztlich die Möglichkeit zu zeigen, die eigenen Grenzen trotz scheinbarer Unmöglichkeit zu erweitern. Zwei ganz besondere Menschen. Ohne Liebe, sagt Herr Rosenberger, wäre all das nicht möglich.