„Gute Bildung – reale Chancen“

Verband Deutscher Realschullehrer nennt Voraussetzungen für eine erfolgreiche Inklusion

von: Karlheinz Kaden

„Inklusion“ und „berufliche Ausbildungsfähigkeit“ zentrale Beratungsthemen der Delegierten auf dem 23. Bundesrealschultag in Fulda.

Auf einer Pressekonferenz in Fulda unmittelbar im Anschluss an die Wahlen zum Geschäftsführenden Bundesvorstand erläuterte Jürgen Böhm, für weitere vier Jahre im Amt bestätigter Vorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbandes, gegenüber Medienvertretern Ziele und Arbeitsschwerpunkte seiner Organisation. Mit Schärfe kritisierte er dabei die Ergebnisse jüngster Bildungsreformen, bei denen keine Qualitätsverbesserungen nachweisbar seien, die aber Kollegen und Kolleginnen mit umfangreicher Mehrarbeit belasteten.

Zum Thema „Inklusion“ stellte Böhm fest: „Inklusion ist nur mit entsprechenden Ressourcen möglich“ und erläuterte dabei, welche Forderungen der Verband an seine politischen Ansprechpartner stellt, wenn sie im Regelschulsystem erfolgen soll. Zu ihnen gehören ausreichende Lehrerstunden, der Einsatz von Förderschullehrkräften in den Regelschulen, die Gewährung von Team- und Beratungsstunden, Entlastungsstunden für Lehrkräfte mit Klassenleitungs-funktionen, eine pädagogisch vertretbare Lehrer-Schüler-Relation und zusätzliche Spezialkräfte in Abhängigkeit zu spezifischen Beeinträchtigungen von Schülern und Schülerinnen.

Weiter kritisierte Böhm die einseitige Hinwendung zahlreicher Bildungspolitiker zu akademisch ausgerichteten Bildungsgängen. Die Maxime, nach der der Mensch erst mit dem Abitur beginne, erlebe die Wirtschaft zunehmend als Belastung. Erstmals hätten im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte der jungen Leute eines Jahrgangs ein Studium aufgenommen, entsprechend weniger eine berufliche Ausbildung begonnen. Unternehmer klagten über die sinkende Qualifikation von Auszubildenden, Universitäten vermissten bei ihren Anfangssemestern die für einen erfolgreichen Studienabschluss erforderliche Studierfähigkeit.

Indem die Fachkräftelücke in der deutschen Wirtschaft immer größer werde, tauche in jüngster Zeit vermehrt der Ruf nach der anerkannten Realschule und dem anerkannten Realschulabschluss auf, hob Böhm in seinem Statement gegenüber den Medien hervor. Entsprechendes stehe sogar im Koalitionsvertrag der beiden Regierungsparteien in den Passagen zur beruflichen Bildung. Wenn man den Koalitionsvertrag ernst nehme, dann müsse man endlich auch die Qualität der differenzierten Schularten anerkennen und an deren Profilbildung arbeiten.
Es geht nicht mehr um „eine Schule für alle“, sondern um die richtige Schule, den richtigen Weg für den einzelnen Schüler“, schloss Böhm.