Heinrich Popow springt zu Weitsprung-Gold

Weitsprung-Gold für Markus Rehm, Bronze für Felix Streng

von: Dominik Peter

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Heinrich Popow springt mit 6,70 Meter zu Gold (Foto: Ralf Kuckuck/DBS).

Heinrich Popow hat bei den Paralympics im brasilianischen Rio de Janeiro im Weitsprung der Klasse T42 gewonnen und damit nach Gold 2012 über die 100 Meter seine zweite Goldmedaille bei Paralympics gewonnen.

Der 33-Jährige, der beim TSV Bayer 04 Leverkusen von Karl-Heinz Düe trainiert wird, sprang gleich im ersten Versuch auf 6,70 Meter und sicherte sich so den Lohn für ein starkes Jahr, in dem er gleich zwei Mal den Weltrekord verbessert hatte. „Heute war ich wieder der abgewichste Heinrich. So kann ich die Paralympics-Bühne verlassen. Ich hatte vor, ich haue gleich im ersten Versuch einen raus. Insgeheim wollte ich die magische Sieben-Meter-Marke angreifen, aber bei Paralympics ist das noch mal was anderes und jetzt nach Gold auch egal.“

In einem hochklassigen und packenden Wettkampf, den der Weitsprung in dieser Klasse so wohl noch nie gesehen hat, sprang der Japaner Atsushi Yamamoto mit 6,62 Metern zu Silber, Popows zehn Jahre jüngerer Konkurrent Daniel Wagner holte Bronze mit 6,57 Metern. Der Däne war in diesem Jahr als Erster in der Klasse T42 Weltrekord mit 6,70 Meter gesprungen, Popow hatte dann nachgezogen und war 6,72 und 6,77 Meter gesprungen.

In Rio zeigte Popow gleich, dass er nur eine Medaille will – nämlich die goldene. Mit paralympischem Rekord von 6,70 Metern stieg er in den Wettkampf ein. Wagner wollte kontern, sprang dann aber insgesamt drei Mal 6,57 Meter. Yamamoto sprang 6,62 Meter und im letzten Versuch stockte den deutschen Fans der Atem – doch die Anzeigetafel zeigte auch bei ihm am Ende nur 6,57 Meter, sodass Popow als Paralympics-Sieger feststand.

Noch über 100 Meter war Popow enttäuscht, nachdem er seinen Titel aus London als Vierter nicht wiederholen konnte und sogar eine Medaille verpasst hatte, im Weitsprung machte er es besser. Nun will er noch nächstes Jahr bei der WM in London antreten und bei der Heim-EM 2018 in Berlin.

Popows 19-jähriger Teamkollege Leon Schäfer belegte mit 6,06 Metern Rang vier und rechtfertigte so seine Nachnominierung, in dem er die Qualifikationsnorm für Rio im Nachhinein noch abhakte. „Dass ich Vierter werde, ist krass. Nachdem mir zunächst zwölf Zentimeter zur Qualifikation gefehlt haben und ich nur nachnominiert wurde, wollte ich die Norm von 5,84 m überbieten. Das habe ich locker geschafft.“

Über 100 Meter und im Weitsprung verbesserte Schäfer seine persönliche Bestleistung und sprang als fünfter Springer der Klasse T42 über sechs Meter. „Das hat so Spaß gemacht hier zu springen, Wahnsinn“, sagte Schäfer und grinste. Popow sagte lachend über ihn: „Der kann fliegen der Junge, und wenn er im Paralympischen Dorf herumläuft, flippen die Frauen fast aus. Ich habe vor dem Wettkampf zu ihm gesagt: Ich mache es heute und du in Tokio.“

Nachdem Popow die achte Goldmedaille für die deutsche Leichtathletik-Mannschaft geholt hatte, verriet er noch weitere Geheimnisse: „Beim Warm Up haben wir uns vorgenommen, wir müssen noch an den Radsportlern vorbeiziehen. Jetzt sind wir in Goldmedaillen gleich und Markus wird uns heute Abend vorbeibringen.“

Weitsprung-Gold für Markus Rehm, Bronze für Felix Streng

 Rio de Janeiro, 18. September 2016. Markus Rehm hat bei den Paralympics im brasilianischen Rio de Janeiro Gold im Weitsprung der Klasse T44 gewonnen und damit seinen Erfolg von London wiederholt.

Der 28-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen, der von Steffi Nerius trainiert wird, sprang im sechsten Versuch auf 8,21 Meter und siegte deutlich. Felix Streng sicherte sich Bronze.

Für Rehm ist es nach dem Sieg mit der 4×100-Meter-Staffel schon das zweite Gold bei den Spielen in Rio. Seit seinem internationalen Debüt 2009, als er bei der IWAS-Junioren-Weltmeisterschaft Gold gewinnen konnte, ist er im Weitsprung im paralympischen Sport ungeschlagen. „Die Leistung war gut, ich wollte zeigen, dass paralympischer Spitzensport auch mit olympischem Sport mithalten kann“, sagte Rehm vor einer großen Journalistenschar.

Sein Leverkusener Vereinskollege Felix Streng, der bei Karl-Heinz Düe trainiert und neben dem Staffelgold auch schon Bronze über 100 Meter geholt hatte, startete wie Rehm mit 7,13 Metern – für ihn eine Verbesserung seiner persönliche Bestleistung um 23 Zentimeter. Damit ist er erst der dritte T44-Weitspringer, der jemals über sieben Meter springen konnte. „Ich hätte eigentlich noch weiter springen wollen, aber habe das Brett irgendwie nicht mehr getroffen. Trotzdem ist es schön, zum Club der 7-Meter-Springer zu gehören. Vielleicht kann ich den Niederländer ja nächstes Jahr angreifen und ärgern“, sagte Streng und meinte Roland Hertog, der den deutschen Doppelsieg verhinderte: Der Niederländer sprang im ersten Versuch 7,29 Meter und ging damit sogar in Führung, im zweiten Versuch überholte ihn Rehm mit 7,33 Metern aber und steigerte sich in jedem Sprung auf letztendlich 8,21 Meter – Paralympischer Rekord. „Es ist immer schön, wenn man sich im letzten Versuch noch steigern und einen raushauen kann.“

Rehm braucht nun nach den anstrengenden letzten Wochen erst einmal eine Pause: „Ich muss runterkommen, deshalb fahre ich auch in den Urlaub. Und dann mal schauen, was nächstes Jahr passiert.“

Der Weitspringer, der auch schon bei den Nichtbehinderten Deutscher Meister geworden war und Ambitionen hatte, in Rio auch bei Olympia starten zu dürfen, hat sich mit dem Leichtathletik-Weltverband IAAF zusammengesetzt. „Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr in London, dass ich auch bei den Nichtbehinderten springen darf. Wir haben in den Gesprächen gemerkt, dass wir nicht so weit auseinander sind. Es geht mir nicht darum, Medaillen zu gewinnen, sondern einfach um den Wettkampf und darum, den paralympischen Sport noch bekannter zu machen.“