Schon beim Anflug auf die Insel wird klar, die kanarische Insel Lanzarote ist etwas ganz besonderes. Kleine und große Vulkankegel sind sichtbar. In der Mittagssonne schimmern sie rötlich braun. Einige auch grünlich, zarter Vegetation sei Dank. Kein Wunder, dass die UNESCO die gesamte Insel zum Biosphärenreservat erklärte.
In den letzten zehn Jahren – seitdem auch ich die Insel regelmäßig bereise – entdecken zunehmend auch andere Rollstuhlfahrer die Insel. Was nicht nur an den angenehmen, frühlingshaften Temperaturen liegt, die hier auch während des europäischen Winters vorherrschen. Immerhin liegt die durchschnittliche Tagestemperatur im „kühlsten“ Monat, dem Dezember, bei 20 Grad. Vielmehr liegt es daran, dass es zunehmend barrierefreie Angebote gibt. Uferpromenaden sind umgebaut worden. Statt Stufen gibt es nunmehr Rampen. Viele Hotels bieten recht rollstuhltaugliche bis komplett barrierefreie Unterkünfte an. Selbst Fincas und Ferienhäuser sind adaptiert und auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern zugeschnitten worden.
Insel für Aktivurlauber
Auch barrierefreie Taxen sind auf der Insel mittlerweile bequem buchbar. Ein Service, den man in vielen anderen Ferienregionen vergeblich sucht.
Natürlich können wasserbegeisterte Rollis auf der Insel auch Schwimmen. Entweder mit einem Strandrollstuhl, die es hier zu mieten gibt, oder per Lifter am hoteleigenen Pool. Viele Rollstuhlfahrer kommen zudem auf die Insel, um sie mit dem Handbike zu erkunden. Immer häufiger sind ganze Handbike-Gruppen auf Lanzarote unterwegs. Auch wenn die Insel nicht so bergig ist, wie beispielsweise Mallorca, komplett eben ist sie dennoch nicht und so mancher Handbike-Fahrer muss schwitzend die Hügel erklimmen.
Besonders inseltypisch sind jedoch die vielen Sehenswürdigkeiten, die Lanzarote zu bieten hat. Allen voran der Timanfaya Nationalpark mit seiner surreal anmutenden Landschaft. So weit das Auge reicht sind Lavafelder und Vulkankegel sichtbar.
Am spektakulärsten ist die Kraterlandschaft im kleinen Ort El Golfo zu bestaunen. Hier ist ein kleinerer Kraterkegel halb ins Meer gerutscht, so dass eine Seite zum Meer hin geöffnet ist. Im Kegelinneren hat sich ein grün schimmernder See gebildet der im Kontrast zu der braun-schwarzen Erde besonders zur Geltung kommt.
Wer die Fahrt hierher macht, braucht allerdings einen kräftigen Anschieber, denn der Aussichtspunkt ist nur über einen steilen Weg erreichbar. Dafür kann man sich anschließend aber im nahegelegenen Restaurant „Costa Azul“ belohnen, das auf der Meerseite von El Golfo liegt. Das Restaurant ist über eine Rampe zu erreichen und hat eine spektakuläre Restaurantterrasse direkt an der Wasserlinie.
Ein Künstler und seine Insel
Einen wahren Kulturschatz hat der international renommierte Künstler César Manrique „seiner“ Insel überlassen. Er wurde hier geboren und hat die Insel geprägt, wie kaum ein anderer. Etwa, weil er für strenge Bauvorschriften sorgte, die beispielsweise den Bau von Hochhäusern verbot. Ihm ist es auch zu verdanken, das die Insel auf verträglichen Tourismus setzte. Anders als an der spanischen Festlandküste, wurde auf Lanzarote die Küste nicht mit Betonbauten und Bettenburgen zugepflastert.
Zum anderen prägte er die Insel durch seine Kunstwerke, die größtenteils zu besichtigen sind. So zum Beispiel sein ehemaliges Wohnhaus, in der heute die „Fundacion César Manrique“ beheimatet ist. Oder der spektakuläre Aussichtspunkt „Mirador del Rio“. Zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung galt er als eines der bedeutendsten modernen Bauwerke seiner Zeit. Der Mirador del Rio bietet einen atemberaubenden Blick auf die Nachbarinseln La Graciosa oder Alegranza.
Sehenswert sind aber auch die vielen kleinen Hinterlassenschaften des Künstlers, wie etwa der barrierefreie „Jardin de Cactus“ (Kakteengarten) oder die überdimensionalen Windspiele, die auf diversen Kreisverkehren über die Insel verteilt installiert wurden.
Da die Insel nicht besonders groß ist und über ein gutes Netz an Straßen verfügt, können viele Ausflugsziele bequem erreicht werden. Die klassischen Ferienorte liegen im sonnigeren Süden und Südosten der Insel. Das sind vor allem die Ferienorte Puerto del Carmen, Costa Teguise oder Playa Blanca. Sie bieten sich allesamt prima als Ausgangspunkt an, die Insel mit all ihren vielen Facetten zu entdecken.
Lust bekommen?: Mehr Bilder finden sich auf „Fotostrecke: Kanaren“.
Lanzarote Informationen
Anreise
Je nach Flughafen dauert der Flug zwischen vier und fünf Stunden. Nach Lanzarote fliegen unter anderem Air Berlin, Condor, Germania, Sun Express oder Tuifly. Daneben bedienen auch Preiswertflieger, wie etwa Ryanair oder Vueling, die Strecken nach Lanzarote.
Barrierefreie Taxen, Transfers und Touren
Rollstuhltaugliche Taxen können im Internet vorbestellt werden. Pro Taxi kann in der Regel nur ein Rollstuhlfahrer transportiert werden. Infos unter: www.lanzarotetaxi.com.
Für Touren steht auch die Firma „SADIV“ (www.sadiv.es) zur Verfügung.
Reiseveranstalter
Viele namhafte Reiseveranstalter haben Lanzarote im Programm, über die auch behindertengerechte Unterkünfte gebucht werden können (Alltours, FTI, Neckermann Reisen oder Thomas Cook). Zudem haben Spezialveranstalter für Behinderte, wie beispielsweise Accamino Reisen oder Runa Reisen, die Insel im Programm.
Über Spezialveranstalter können auch Hilfsmittel, wie Duschrollstuhl, Dekubitus-Matratze oder eine Toilettensitzerhöhung angemietet werden. Selbst ein deutschsprachiger Pflegedienst ist buchbar.
Hilfsmittel
Wer Hilfsmittel benötigt, kann sie auch auf der Insel anmieten. Der Anbieter „Island Mobility“ (www.islandmobility.com) bietet eine große Auswahl (z.B. Duschrollstühle oder Lifter).
*Nautilus Bungalows
Die barrierefreie 3-Sterne Ferienanlage verfügt über Bungalows mit unterfahrbaren Duschen. Am (nicht beheizten) Pool gibt es zudem einen Lifter. Es können Bungalows mit einem oder zwei Schlafzimmer gemietet werden. Da die Anlage jedoch sehr nah zum Flughafen liegt, ist immer wieder mit Fluglärm zu rechnen.
*Lanzarote Village
Die 3+-Sterne Anlage verfügt über behindertengerechte Zimmer mit befahrbaren Duschen. Der rollstuhltaugliche Sandstrand Playa de los Pocillos liegt quasi vor der Haustür.
*Hotel Timanfaya Palace
Das 4-Sterne Hotel verfügt über rollstuhlgeeignete Zimmer mit befahrbarer Dusche. An einem der Außenpools gibt es zudem einen Poollifter.
*Ferienwohnung „Los Calamares“
Rollstuhlgerechte Ferienwohnung in Playa Blanca mit drei Schlafzimmern und zwei Bädern (befahrbare Dusche vorhanden). Infos: www.ferienwohnungen-frank.de.