Eine der wichtigsten Aktionen des Berliner Behindertenverbandes e.V. ist seit vielen Jahren die Organisation eines Protesttages am 05. Mai. Kamen in den 90er Jahren gerade einmal 70 Personen, kommen mittlerweile bis zu 2.000 Teilnehmer. Dies ist sicherlich ein Erfolg. Doch was bedeutet der Aktionstag eigentlich den Teilnehmern? Was sind ihre Wünsche, Forderungen, Erwartungen und Erfahrungen, die mit dem Protesttag verbunden sind? Ist es ein „Tag der Begegnung“, wie ihn dieses Jahr die Aktion Mensch ausrief oder doch eher ein Protesttag für politische Forderungen. Die BBZ hat sowohl behinderte als auch nichtbehinderte Teilnehmer hierzu eingeladen, sich zu äussern.
Zur Person: Ich bin berufstätig, 37 Jahre alt und seit einem Autounfall Querschnittgelähmt. Ich wohne mit meiner Partnerin zusammen in Berlin-Prenzlberg. Meine Hobby ist der Sport. Ich fahre selber gerne Handbike. Seit einiger Zeit bin ich auch Mitglied des Berliner Behindertenverbandes.
Demonstrierst Du eigentlich gerne? Ja.
Ist dieser Protesttag Deine erste Demonstration gewesen? Nein.
Hat der Tag Dir Spaß gemacht? Ja.
Was war für Dich besonders schön bzw. beeindruckend? Die Kulisse vor dem Brandenburger Tor mit dem Fernsehturm im Hintergrund war für mich sehr beeindruckend.
Was wünschst Du Dir? Es ist endlich an der Zeit, dass die Gesellschaft umdenkt und sich die Situation für Menschen mit Behinderung grundlegend verbessert.
Was nervt Dich grundsätzlich mächtig? Die vielen Alibi-Veranstaltungen rund um das Thema Inklusion. Bei vielen Veranstaltungen werde ich einfach den Eindruck nicht los, es geht nur darum die Diskussion über Inklusion aufrecht zu erhalten. Aber bewegen tut sich letztendlich nichts.
Glaubst Du, wir können mit solchen Demos wie am 05. Mai was bewegen? Demos sind ein Instrument um Aufmerksamkeit zu lenken, wird aber meiner Ansicht nach inflationär genutzt.
(Anmerkung der Redaktion: In Berlin gibt es jährlich über 3.000 Demonstrationen)
Findest Du es gut oder richtig, dass der Berliner Behindertenverband e.V. diese Demo abhält? Es ist richtig und gut, auf Missstände aufmerksam zu machen und eine der grundlegenden Aufgaben des Berliner Behindertenverbandes.
Alle Portraits wurden in der BBZ-Ausgabe Juli/August veröffentlicht und können hier als PDF herunter geladen werden (einfach anklicken): BBZ_2015-07_Panorama_6_7