Serie „Fit als Patient“: Wie gut sind Arztbewertungsportale?

von: Dr. Sylvia Sänger

xAuf der Suche nach einem Arzt, hat man sich früher einfach im Bekanntenkreis umgehört. Seit 2001 kann man in Deutschland auch auf verschiedenen Portalen im Internet nachschauen, wie andere Patienten ihre Ärzte, Zahnärzte, Krankenhäuser oder Psychotherapeuten bewerten.

Mittlerweile gibt es eine große Anzahl dieser Portale. Raimund Dehmlow, der Leiter der Online Redaktion der Ärztekammer Niedersachsen findet es gut, dass es solche Portale gibt. Er beschäftigt sich seit 2009 mit Fragen der Qualität von Arztbewertungsportalen. Aber er rät auch zur Vorsicht.

Was bewertet wird

Der Begriff ‚Arztbewertung‘ würde bedeuten, dass man die medizinische Leistung einschätzt wie zum Beispiel: ist der Arzt auf dem neuesten Wissensstand? Das kann der Laie zum einen nicht einschätzen, zum anderen ist das auch nicht der Kern der Arztbewertung. „Es werden ja eher die Serviceeinrichtungen der jeweiligen Arztpraxis oder Klinik bewertet, wie zum Beispiel der freundliche Umgang oder die Länge der Wartezeiten und nur in ganz seltenen Fällen die Tätigkeit des Arztes insgesamt“, klärt der Medienexperte auf.

So funktioniert Arztbewertung im Internet

Versicherte können sich in Arztbewertungsportalen nicht nur die Bewertungen anderer ansehen, jeder kann auch selbst Bewertungen abgegeben. Aber mit dieser gängigen Praxis, wie man sie von Hotelbewertungen kennt, lässt sich die Arztbewertung nicht vergleichen. Das Arzt-Patienten-Verhältnis ist immer eine sehr individuelle Beziehung. Deshalb sind viele Ärzte skeptisch wenn es um Arztbewertungsportale geht. Außerdem fürchten sie negative Bewertungen. Dehmlow hat die Erfahrung gemacht, dass weit über 80% der Ärzte in Portalen positiv bewertet wurden. Deshalb können auch Ärzte von Bewertungsportalen profitieren. „Sie sehen, wie ihre Tätigkeit beim Patienten ankommt und erfahren bei positiver Bewertung berufliche Anerkennung“, ist der Online Redakteur überzeugt.

Genau hinschauen

Die größten Probleme von Arztbewertungsportalen sind die Aktualität der Daten, die Neutralität der Einträge, die Anzahl der Bewertungen pro Arzt und die Reduzierung von Qualität auf Service. „Die Daten werden an die Portale verkauft, ohne dass die Pflege sichergestellt ist,“ weiß Dehmlow. Er bekommt immer wieder Anfragen von ratlosen Arztportalnutzern, weil Ärzte, die dort aufgeführt sind, gar nicht mehr praktizieren. Ärzte können in einigen Bewertungsportalen Premiumeinträge kaufen. Sie sind dann mit viel mehr Informationen als andere Ärzte vertreten und werden schon deshalb besser bewertet. In vielen Fällen gibt es bisher noch sehr wenige Bewertung pro Arzt. Das ist für Ratsuchende nicht hilfreich. Der Vergleich von Ärzten macht erst Sinn, wenn eine Mindestanzahl von Bewertungen pro Arzt vorhanden ist. Experten fordern mindestens 20 Bewertungen.

Welches Portal ist das Beste?

Es gibt derzeit noch kein „bestes Portal“. Institutionen wie das Ärztliche Zentrum für Medizin und die Stiftung Warentest haben eine Liste von Qualitätskriterien für Verbraucher zusammengestellt, mit der sie selbst die Seriosität der Portale prüfen können. Dehmlow rät auch, bei der jeweiligen Krankenkasse nachzufragen, ob sie ein Arztbewertungsportal betreibt. „Am besten wäre es, wenn es ein unabhängiges Arztbewertungsportal gäbe, das ohne kommerzielle Interessen stets aktuell gehalten, redaktionell gut betreut und regelmäßig gepflegt wird.“ fordert der Redakteur.

Der Tipp aus dem Netz: Tipps der Stiftung Warentest zur Nutzung von Arztbewertungsportalen:
http://www.test.de/Arztbewertungen-Das-bringen-die-Portale-4206857-4211417/

 


 

 

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