„Nichts ist gut in der Intensivpflege“, kritisiert Sylvia Bühler, Bundesvorstandsmitglied der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) anlässlich der am Dienstag durch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) präsentierten Studie zur Personalsituation in der Intensivpflege.
Aus den Berichten der Beschäftigten und den ver.di vorliegenden Gefährdungsanzeigen wird deutlich, dass ein Verhältnis von 1:3 Pflegekraft-zu-Patienten – statt einer Ausnahme – die Regel sei. Noch enger würde es, wenn Beschäftigte durch Krankheit ausfallen, erklärt Bühler. „Es ist keine sichere Patientenversorgung auf den Intensivstationen, wenn nachts in neun von zehn Fällen die Empfehlung der Fachgesellschaft nicht eingehalten wird.“ ver.di hatte 2015 im Nachtdienstcheck auch die Personalausstattung von Intensivstationen unter die Lupe genommen.
Die zunehmende Zahl offener Stellen in der Intensivpflege, aber auch in den anderen Pflegebereichen der Krankenhäuser, sei hausgemacht: Aufgrund der viel zu dünnen Personaldecke verlassen viele junge Pflegekräfte den Beruf, Beschäftigte reduzieren „freiwillig“ die Arbeitszeit, weil die Belastung in Vollzeit zu groß ist oder wechseln als Pflegekraft in einen Bereich außerhalb des Krankenhauses. Sonntagsreden und Hochglanzbroschüren reichten nicht aus, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Schon jetzt werde regelmäßig gegen Vorschriften des Arbeits- und Gesundheitsschutzes verstoßen, seien Pflegekräfte überdurchschnittlich häufig und auch länger krank als andere Berufsgruppen. Besonders stark sind sie von psychischen Erkrankungen betroffen.
„Statt den Fachkräftemangel in der Pflege zu beklagen, muss zügig gehandelt und die Arbeits- sowie Ausbildungsbedingungen verbessert werden“, so die Gewerkschafterin. „Beschäftigte lassen sich nicht mehr mit homöopathischen Dosen abspeisen. Zu lange und zu oft wurden die Empathie und das Engagement der Pflegefachkräfte von den Arbeitgebern ausgenutzt.“ Die DKG sei jetzt bei den Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband zu Personaluntergrenzen gefordert, endlich „Nägel mit Köpfen“ für verbindliche Vorgaben zu machen, die Sicherheit für die Patientinnen und Patienten sowie Entlastung für die Beschäftigten brächten.
ver.di bekräftigt die Forderung nach einer gesetzlichen Regelung für die Personalausstattung in den Krankenhäusern. Wenn junge Menschen für die Pflege gewonnen und gehalten werden sollen, muss schnell gehandelt werden. Damit wäre auch der erforderliche Personalersatz während der notwendigen Fachkraftweiterbildung für die Intensivpflege möglich.
Als Soforthilfe fordert ver.di deshalb, dass keine Pflegefachkraft in einer Schicht allein arbeiten darf, weder nachts noch am Wochenende. Für eine gute Ausbildung müssen zudem Praxisanleiterinnen freigestellt werden. Im Volumen bedeutet das 20.000 Stellen mehr.