In der vergangenen Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses war die Barrierefreiheit der Busse und Straßenbahnen der BVG ein großes Thema.
Seit Jahrzehnten bemüht sich der Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin darum, dass die BVG Außenansagen von Liniennummer und Fahrtziel an Bussen und Straßenbahnen erprobt und flächendeckend umsetzt. Stattdessen hat die BVG sprechende Haltestellen erprobt und parallel dazu wieder neue Busse ohne Außenlautsprecher bestellt. Birgit Monteiro, behindertenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus dazu: „Schon 1992 – vor 22 Jahren – haben wir in den damals beschlossenen „Leitlinien zum Ausbau Berlins als behindertengerecht Stadt“ gefordert, Außenansagen an Bussen und Straßenbahnen zu testen. Die BVG hat dies bis heute nicht umgesetzt, trotz wiederholter Verankerung in diversen Nahverkehrsplänen. Stattdessen wurden Ansagen an den Haltestellen erprobt, bei denen schon vor Testbeginn für alle Beteiligten klar sein musste, dass sich diese Lösung nur an 5% der Haltestellen umsetzen lässt. Im Parlament werde ich mich dafür einsetzen, dass der BVG sehr genaue Vorgaben gemacht werden, was sie wann und wie mit wem erprobt. Für die anschließende Einführung von sprechenden Bussen und Straßenbahnen bedarf es auch einer Verankerung im nächsten Haushaltsplan.“
Vorbildhafte Städte
In den Städten Kassel, Gera, Erfurt, München, Schwerin und Hannover gibt es bereits Außenansagen an den Bussen. Technisch ist das Vorhaben also umsetzbar. Notwendig ist es, weil Menschen mit Sehbeeinträchtigungen und Blinde die Anzeigen an den Bussen und Straßenbahnen in der Regel nicht erkennen können. Bei ständigen Verspätungen, Fahrplan- und Linienwechseln und Ersatzverkehren ist ein Vertrauen auf den Fahrplan daher in den wenigsten Fällen zielführend. Birgit Monteiro: „Der Handlungsbedarf ist unbestritten. Aber die BVG bewegt sich bislang kaum. Vielleicht auch, weil blinde Menschen schon immer kostenlos mit den Öffentlichen fahren durften und daher keine wirtschaftlich interessante Zielgruppe darstellen. Dabei betrifft dieses Problem nicht nur sie, sondern auch Analphabeten und sehschwache Senioreninnen und Senioren – also früher oder später uns alle.“