Weitgereiste Touristen mögen zunächst etwas enttäuscht sein. Wer etwa die Einkaufsstraße Zeil in Frankfurt, die Kö in Düsseldorf oder gar die Champs Elysées in Paris kennt, sieht die Nanjing Road in Schanghai mit anderen Augen. Doch mit den westlichen Shoppingmeilen darf man die Nanjing Road nicht vergleichen. Schließlich hat sich Schanghai in einem kommunistischen Staat entwickelt, der über Jahrzehnte hinweg die Isolation als Staatsdoktrin erkoren hatte. Wer das berücksichtigt, kann die Begeisterung der Chinesen für Schanghai und die zahlreichen überdimensionierten Kaufhäuser teilen.
Unzufrieden werden auch Rollifahrer mit Schanghai sein. Viele Hürden warten in der Metropole am Huangpu Fluß. Das liegt daran, dass in China der Problematik von Behinderten bis vor kurzem prinzipiell keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Zwar hat das Engagement des Sohns von Deng Xiaopings, Deng Pufang, der selbst im Rollstuhl sitzt, einiges geändert. Doch bis Schanghai als behindertenfreundlich gelten kann, ist es noch ein weiter Weg.
Dennoch gibt es in Schanghai für mobilitätseingeschränkte Touristen einiges zu entdecken. So sind beispielsweise viele Kaufhäuser, Restaurants und Lokale entlang der Einkaufsmeile Nanjing Road zumindest zugänglich und bieten Fahrstühle an.
Selbst wer nicht ans Einkaufen denkt, sollte unbedingt einen Besuch der Altstadt Schanghais einplanen. Hier gelingt es noch am besten, dem ursprünglichen Charme der Stadt nachzuspüren. Neben vielen typischen chinesischen Geschäften mit Kräutern, Tees oder traditionellem Handwerk haben sich hier allerdings auch schon Shops mit dem beliebigen Touri-Schnickschnack angesiedelt.
Ebenfalls relativ problemlos lässt sich ein Bummel entlang des Bunds organisieren. Hier finden sich die prächtigsten Kolonialbauten, aneinandergereiht wie Perlen auf der Schnur. Reizvoll ist das bunte Treiben entlang der Uferpromenade. Mal übt eine Gruppe von Chinesen Tai-chi, ein anderes Mal werden klassische Tänze einstudiert. Zudem lässt sich von der Uferpromenade der Ausblick auf Pudong genießen. Pudong ist der berühmte Stadtteil auf der anderen Flussseite. Dort hat sich die inzwischen weltweit bekannte moderne Skyline Schanghais entwickelt, die durch den Fernsehturm mit seinen markanten Kugeln und das Hyatt Hotel, einem der weltweit höchsten Hotels, dominiert wird.
Ein Problem, dem die meisten westlichen Besucher auf Schritt und Tritt begegnen, ist die Sprachbarriere. Viele Schilder sind nur mit chinesischen Schriftzeichen versehen und die meisten Chinesen sprechen keine Fremdsprachen. Obwohl die chinesische Staatsregierung das Volk ermuntert, Fremdsprachen zu lernen, spüren die Touristen im Alltag nichts davon.
Tipp: Alle Ziele, die man auf einer Tagestour ansteuern will, sollte man sich an der Rezeption seines Hotels mit chinesischen Schriftzeichen aufschreiben lassen. Unbedingt auch gleich die Übersetzung in lateinischen Zeichen dazuschreiben. Sonst weiß man spätestens nach einer Viertelstunde selbst nicht mehr, welche Schriftzeichen für welches Ziel stehen. Eine zweisprachige Visitenkarte des eigenen Hotels gehört sowieso ins Portemonnaie, denn gerade Taxifahrer können keine Fremdsprachen.
Schlafen in Schanghai
Wer nach Schanghai kommt und ein behindertengerechtes Hotelzimmer sucht, hat es mitunter schwer. Zwar werden Behinderten-Symbole aus dem Westen übernommen, doch was hinter dem Konzept eines behindertengerechten Zimmers steht, ist vielen Chinesen und Hotelmanagern nicht klar. So bieten viele Hotels zwar über ihre Internetseiten behindertengerechte Zimmer an, doch bei der Überprüfung vor Ort wurde schnell klar, dass derartige Rolli-Zimmer nur sehr bedingt nutzbar sind. Es gibt allerdings auch Ausnahmen und wirklich taugliche behindertengerechte Zimmer, die diese Bezeichnung voll und ganz verdienen. So zum Beispiel die rollstuhlgerechten Zimmer des Ramada Plaza Shanghai Gateway. Doch bevor man in die weichen Kissen sinkt, sollte man noch einen Drink zu sich nehmen. Im Stadtteil Pudong liegt eine der spektakulärsten Bars der Stadt. Die Rede ist von der Bar „Cloud 9“ (im Grand Hyatt Hotel). Sie ist für westliche Touristen ein Muss, denn bei guten Wetterverhältnissen hat man von der Bar aus einen atemberaubenden Ausblick auf den Bund und die Nanjing Road. Nirgends lässt sich das schrille und bunte Nachtleben von Schanghai besser beobachten.
Lust auf Mehr? Zusätzliche Bilder finden sich unter „Fotostrecke: China“ (Rubrik Reise) oder hier klicken: www.berliner-behindertenzeitung.de/fotostrecke-china/
Schanghai von A bis Z
*Informationen
Chinesisches Fremdenverkehrsamt, Ilkenhansstr. 6, 60433 Frankfurt, Tel.: 069/520135, www.china-tourism.de.
*Reisezeit
Die beste Reisezeit ist das Frühjahr (Mai) oder der Herbst (Oktober). Da sind die Temperaturen noch angenehm warm und erreichen Werte um und über 20 Grad.
*Einreise & Visum
Für die Einreise nach China ist ein Visum erforderlich. Dies kann bei der Botschaft (www.china-botschaft.de) beantragt werden.
*Geld & Währungen
In vielen internationalen Hotels kann mit der EC-Karte an Geldautomaten Bares abgehoben werden. Kreditkarten sind weitverbreitete Zahlungsmittel in Hotels und führenden Res- taurants.
*Unterkunftstipps
-Ramada Plaza Shanghai Gateway, sehr gute Rolli-Zimmer mit befahrbarer Dusche. Zimmer sind ab rund 35 Euro p.P./DZ buchbar.
-Sheraton Shanghai Hongqiao Hotel, gute rolligerechte Zimmer, ab zirka 60 Euro p.P./DZ. Infos: www.starwoodhotels.com.
-St. Regis Hotel Shanghai, sehr gute behindertengerechte Zimmer, kosten jedoch rund 85 Euro p.P./DZ. Infos: www.starwoodhotels.com.
*Anreise Economy Class
Allen führende europäische (z. B. Lufthansa, Air France) und asiatische Linienfliegern (Air China, Cathay Pacific, Malaysia Airlines, Thai Airways) fliegen nach Shanghai. Alternativ geht es aber auch mit Fluglinien aus dem Nahen Osten nach China.
*Anreise Premium Economy Class
Wer etwas bequemer fliegen will, kann eine Premium Economy Class buchen. Diese wird unter anderem von Air France oder British Airways angeboten. Demnächst auch von Lufthansa.
*Fortbewegung
Die schnellste und bequemste Art der Fortbewegung ist das Taxi. Es ist sehr preiswert. Allerdings können die allermeisten Taxifahrer keine Fremdsprachen. Daher die Adressen auf Chinesisch mitführen. Zudem helfen Taxifahrer in der Regel nicht beim Verladen eines Rollstuhls. Tipp: Taxis kann man von jedem Hotelportier bestellen lassen, auch wenn man dort nicht wohnt.